Das Prinzip Vernetzung
Sie kennen den Betrieb beide wie ihre eigene Westentasche.
Hier Aviel Cahn, der während seiner Zeit als Intendant die Opera Vlaanderen in Antwerpen und Gent (2009–2019) mit mutiger Stückauswahl und ambitionierten Regiehandschriften international wettbewerbstauglich gemacht hat und dieses Prinzip seit Beginn der Spielzeit 2019/20 auch am (frisch renovierten) Grand Théâtre de Genève mit veritablem Erfolg verficht; dort Bernd Loebe, der seit 2003 die Geschicke der Oper Frankfurt leitet und dem Musentempel durch eine Mischung aus Entdeckerfreude und kontinuierlicher Nachwuchsförderung bei den Sängern seinen Stempel aufdrückt. Das Resultat ist ein geteilter Sieg und vermutlich doppelte Freude: Genf und Frankfurt wurden mit der gleichen Anzahl von Kritikerstimmen zum «Opernhaus des Jahres» gekürt
Das könne, so die Mutmaßung in weiten Kreisen, keineswegs gut enden: Hier der Opernmanager Aviel Cahn, bekannt für seine Lust am Ungewöhnlichen, dort das Genfer Grand Théâtre, Inbegriff der gutbürgerlichen, sehr wohlbestallten, selbstgewiss in sich ruhenden Westschweizer Kulturinstitution – viele sahen darin ein Oxymoron, das rasch implodieren werde. Mit großen Versprechungen und einigen ...
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Opernwelt Jahrbuch 2020
Rubrik: Opernhaus des Jahres, Seite 4
von Peter Hagmann
Man kommt kaum umhin, bei ihren Bühnenbildern an Peter Brooks wunderbar zeitlosen Essay «Der leere Raum» zu denken, und ebenso an diese dialektische Kunst der Fülle innerhalb der Abwesenheit von Material. Katrin Lea Tags Bühnen zeichnen sich – wie ebenfalls ihre Kostüme – durch eine radikale, ins Bild übersetzte Gedankenschärfe aus. Sie verkleiden nicht(s), sondern...
Kirill Petrenko
Für ihn gilt, weit mehr als für andere Granden seiner Zunft, ein Satz von Elias Canetti aus dessen Essayband «Masse und Macht»; ein Satz, der allzu gerne unterschlagen wird. «Der Dirigent», heißt es da relativ zu Beginn, «hält sich für den ersten Diener an der Musik. Er ist von ihr so erfüllt, dass ihm der Gedanke an einen zweiten,...
Eigentlich wollte sich Helga Rabl-Stadler nach dem Jubiläumssommer in den bewegten Ruhestand zurückziehen. Doch dann warf Corona alle Planungen über den Haufen: Das Programm, mit dem die Gründung der Salzburger Festspiele vor 100 Jahren gefeiert werden sollte, musste drastisch reduziert, ein großer Teil der Veranstaltungen verschoben werden. So wird die gelernte...