An der Klippe
Was, wenn die Pariser Nationaloper zahlungsunfähig wird? Seit Ende letzten Jahres steuert der Riesentanker geradlinig auf diese Klippe zu. Zwischen dem Beginn des landesweiten Streiks gegen Frankreichs Rentenreform am 5. Dezember 2019 und Ende Januar wurden 76 Vorstellungen abgesagt. Allein im Dezember bezifferten sich die Verluste auf 14 Millionen Euro. Ob – und falls ja, in welcher Form – der Streik weitergeht, stand bei Redaktionsschluss noch in den Sternen.
Spielen da wieder einmal unverantwortliche Gewerkschafter im Kampf um ihre Privilegien mit dem Feuer? Im Gespräch mit fünf als Arbeitnehmervertreter engagierten Mitarbeitern des größten Opernhauses der Welt zeichnet sich ein anderes Bild. Die künstlerischen Kräfte des Hauses scheuen international keinen Vergleich; namentlich das Orchester hat sich dank seines Musikdirektors Philippe Jordan auf – für ein (fast) reines Grabenorchester – einsame Höhen aufgeschwungen. Und die Instrumentalisten sind hochmotiviert: «Nach jeder Probe gehen 30 oder 40 von uns ins Café gegenüber der Bastille-Oper und sprechen durch, was wir besser machen könnten», erzählt Solobratscher Jean-Charles Monciero. Die Arbeitslast indes ist enorm, ...
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Opernwelt März 2020
Rubrik: Magazin, Seite 62
von Marc Zitzmann
Über seine wahre Herkunft lässt der rätselhafte Gralsritter Lohengrin das staunende Bühnenvolk wissen: « ... ein lichter Tempel stehet dort inmitten ...». Ein ganz anderes Erstaunen kennt der Opernbesucher in Chemnitz: Lohengrins Tempel, darf man fantasieren, wäre im Grunde genau hier zu verorten, an dem bei anbrechender Dunkelheit schimmernd bestrahlten Haus auf...
Frau d’Oustrac, lieben Sie Wagner?
Natürlich liebe ich ihn, so wie ich auch Brahms, Schumann und Liszt liebe. Vollends habe ich diese faszinierende Welt während meines Gesangsstudiums entdeckt, aber bereits zuvor, an der Musikschule, hatte ich mich theoretisch eingehend mit den Frauenrollen in Wagners Werken auseinandergesetzt.
Eine interessante Beschäftigung für...
Die quasi religiöse Beethoven-Verehrung vergangener Zeiten scheint nicht mehr en vogue, selbst in diesem Jubiläumsjahr. Bereits vor 20 Jahren stellte die FAZ im Zusammenhang mit einer Neuedition von Beethovens Briefwechsel fest, dass der «Klassiker-Kanon an normativem Druck verloren» habe, und damit auch jene «Einschüchterung durch Klassizität», gegen die Brecht...