Neu belebt

Gluck: Iphigénie en Tauride
ZÜRICH | OPERNHAUS

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Kaum zu glauben, dass diese Oper so spannend, so berührend wirken würde. Mit seiner Opernreform hat Christoph Willibald Gluck Geschichte geschrieben, von seinen 50 Opern werden aber nur noch wenige gespielt – jene «edle Einfachheit», die Gluck propagiert hatte, wurde rasch zum Ausgangspunkt neuer Entwicklungen und trägt heute Züge des Verstaubten. Allein, das muss nicht sein. Wird die Musik Glucks nicht im romantischen Dauerlegato, sondern mit den Mitteln seiner Zeit zu Klang gebracht, offenbart sie Reize sonder Zahl.

Das erweist jetzt wieder die Tragédie «Iphigénie en Tauride» von 1779 in einer Produktion der Zürcher Oper. Mit La Scintilla kommt das hauseigene Barockorchester zum Zug, das sich im Bereich der historisch informierten Aufführungspraxis mit eigener Brillanz bewegt. Und mit Gianluca Capuano ist ein Dirigent am Werk, der die Praktiken des 18. Jahrhunderts kennt und sie äußerst fantasievoll einsetzt. Der tiefe Stimmton von 415 Hertz erleichtert nicht nur den Sängern das Leben, er fördert auch eine Sonorität von kerniger, federnder Opulenz. Sie wird noch dadurch betont, dass die Streicher vielgestaltig und temperamentvoll artikulieren – etwa das Geräusch beim Anstrich ...

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Opernwelt März 2020
Rubrik: Panorama, Seite 53
von Peter Hagmann

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