Das sagt sich nicht
Derart irisierend ereignen sich Richard Wagners utopische Augenblicke womöglich nur in Frankreich. Der Solo-Oboist des Orchestre National du Capitole beglaubigt das Bekenntnis zur Empathie so einfühlsam, er umspielt die Parsifal-Stimme des Nikolai Schukoff derart liebevoll («sehr zart» schreibt die Partitur für diese Pianissimo-Phrase vor), dass der durch Mitleid wissend gewordene reine Tor erst in diesem Vorgang der Verschmelzung mit dem seinerseits wissenden Orchesterkommentar seine heilende Wirksamkeit entfalten kann.
«Du weinest», singt Parsifal der Kundry mit hingebungsvoller halber Stimme zu und setzt dialektisch vielsagend die erlöste Natur preisend hinzu: «... sieh, es lacht die Aue!» Der Karfreitagszauber als musikalisches Mysterium. Die Wagner durch Schopenhauer vermittelte Lesart einer Ethik der «Compassione» schwingt vernehmlich mit. Und diese Weitung weg vom kirchlich Konfessionellen ins Allgemeingültige setzt Aurélien Bory fort, der in Toulouse die Funktionen des Bühnenbildners und Regisseurs verbindet.
Um seine «Parsifal»-Visionen in die Tat umzusetzen, blendet der für seine Installationen bekannte Bory bereits zum Vorspiel des Ersten Aufzugs munter umherhüpfende ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
![](https://www.der-theaterverlag.de/fileadmin/user_upload/theaterverlag/paywall-images/ow-paywall-img.png)
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
![](https://www.der-theaterverlag.de/fileadmin/user_upload/theaterverlag/journal-ow/03-2020_Titel_OW.jpg)
Opernwelt März 2020
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Peter Krause
Das dreiaktige Dramma per musica «Amare e fingere» – zu Deutsch: Lieben und Täuschen – kann man als lockeres Remake des spanischen Dramas «Fingir y amar» des zu seiner Zeit überaus beliebten italienischstämmigen Autors Augustín Moreto (1618–1669) bezeichnen. Wer die musikalische Adaption des Stücks einst autorisierte, ist umstritten; weder Libretto noch Partitur –...
Was, wenn die Pariser Nationaloper zahlungsunfähig wird? Seit Ende letzten Jahres steuert der Riesentanker geradlinig auf diese Klippe zu. Zwischen dem Beginn des landesweiten Streiks gegen Frankreichs Rentenreform am 5. Dezember 2019 und Ende Januar wurden 76 Vorstellungen abgesagt. Allein im Dezember bezifferten sich die Verluste auf 14 Millionen Euro. Ob – und...
E. M. – hinter den mysteriösen Initialen verbirgt sich nicht nur der Name einer gefeierten Operndiva, sondern zugleich auch der Wirklichkeit gewordene Menschheitstraum von ewiger Jugend – freilich zum Preis eines halt- und ziellosen Lebens. Denn Emilia Marty, die Leoš Janáček in seiner vorletzten, 1926 uraufgeführten Oper «Věc Makropulos» («Die Sache Makropulos»)...