Im Mahlstrom des Betriebs

Die norwegische Sopranistin Lise Davidsen ist ein außerordentliches Talent. Aber was wird aus ihrer Stimme?

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Auch der Opernbetrieb ist auf das Prinzip Hoffnung gebaut. Eine ganz besondere Hoffnung, die gerade in Norwegen gehegt wird, nämlich eine Stimme wie die von Kirsten Flagstad zu finden, schien sich zu erfüllen, als die Sopranistin Lise Davidsen 2015 bei der Queen Sonja International Music Competition in Oslo das Publikum, wie die Jurorin Sofie de Lint berichtete, in einen «Zustand der Raserei» versetzte. Im selben Jahr gewann die stimmlich wie physisch offenbar dem Geschlecht der Riesen entstammende Sängerin auch den von Plácido Domingo ins Leben gerufenen Operalia-Wettbewerb.

Der Nachhall war immens. Der englische Kritiker Rupert Christiansen schrieb nach einer Londoner Aufführung von Cherubinis «Medea»: «Truly a voice in a million».

Auf die Frage nach den drei wichtigsten Qualitäten, die Sänger mitbringen sollten, erwiderte Gioachino Rossini einst: «Erstens: Stimme. Zweitens: Stimme. Drittens: Stimme.» Ein hintersinniges Bonmot. Geht es hier doch um eine magische Wirkung, die von keinem anderen musikalischen Instrument ausgeht. In seinem Essay «Zauberrassel und Menschenharfe» hat Ernst Bloch dazu gesagt: «Kein Flötenton ist eine Holzerschließung, kein Trompetenton die Seele des ...

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Opernwelt Jahrbuch 2019
Rubrik: Nachwuchskünstlerin des Jahres, Seite 62
von Jürgen Kesting

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