Ungestillter Sehnsucht Drang

Eva Resch und Eric Schneider erkunden in Liedern von Viktor Ullmann, Arnold Schönberg, Anton Webern und Franz Schreker den Garten Eden

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Für die Griechen war es das Paradies auf Erden, noch im Neuen Testament ein Ort des Segens: der Garten Eden. Betrachtet man das Cover des vorliegenden Albums, das dessen Namen im Titel trägt, beschleichen einen Zweifel an der Plausibilität dieses Mythos: Mag die florale Tapete noch die Aura des Naturhaft-Schönen in sich bergen, deutet schon der knorrige Kaktus auf dem kleinen Stehtisch eher auf eine widerspenstige Angelegenheit. Blickt man dazu noch in die finster-trüben Mienen der Sopranistin Eva Resch und des Pianisten Eric Schneider, muss man um ihr Seelenheil bangen.


Doch keine Angst: Hier wird mit Seherwartungen gespielt und, wiewohl mit gewöhnungsbedürftig-skurriler Ironie, die Kehrseite des Paradieses gezeigt. Den beiden Künstlern geht es gut, sie benötigen keine Hilfe. Schon gar nicht für jene Lieder, die, mal im nahen, mal im weiten und weitesten Sinn, thematisch Bezug auf den biblischen locus amoenus nehmen.

Im Zentrum steht Schönbergs Liedzyklus auf das «Buch der hängenden Gärten» von Stefan George (1909). Ein Mann begegnet in der exotischen Umgebung eines Paradiesgartens einer Frau, die er augenblicklich erobern will. Doch ihm schwant, dass er verbotenes Terrain ...

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Opernwelt August 2019
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 28
von Jürgen Otten

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