Wille zur Macht
Der Prolog fehlt. Keine Debatte darüber, wer die einflussreichste allegorische Figur auf der Bühne ist. Fortuna, die Schicksalsgöttin, und Virtù, Vertreterin von Tugend und Tapferkeit, sind erst gar nicht angereist. Nur Amor ist erschienen, um den Menschen stupende erotische Energien einzuflößen. Allein, das Singen hat auch der Liebesgott anscheinend verlernt.
Stumm wie ein Fisch (aber ebenso geschmeidig) schlängelt sich die Tänzerin Diane Gemsch in schwarz-ledernem Ganzkörperanzug und furchterregender Dämonenmaske (Kostüme: Žana Bošnjak) durch das trockengelegte, weißgekachelte, mit Asche belegte Schwimmbecken des Bühnenbildners Wolfgang Menardi, reibt sich mal an Poppea, der Mätresse des Kaisers, mal an diesem selbst. Wirft ihren durchtrainierten Körper zwischen sie, rollt herum, touchiert mit unterschiedlicher Intensität verschiedene Gliedmaßen, wird handgreiflich, gleitet, wie von Furien getrieben, weiter.
«L’incoronazione di Poppea» heißt die Oper, die im Theater St. Gallen, gegeben wird. Aber es ist ein völlig anderes Stück als das 1643 aus der Taufe gehobene, uns bekannte von Claudio Monteverdi. Es eine Bearbeitung zu nennen, griffe entschieden zu kurz; zu einschneidend ...
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Opernwelt August 2019
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Jürgen Otten
alpha
04.08. – 20.15 Uhr
Absolute Prokofiev (1)
11.08. – 20.15 Uhr
Absolute Prokofiev (2)
Osterfestival Moskau, 2012
Orchester des Mariinsky-Theaters, Sankt Petersburg
ML: Gergiev
arte
03.08. – 21.00 Uhr
Mascagni: Cavalleria rusticana in den Sassi von Matera
F/CH 2019
ML: Valcuha, I: Corsetti, S: Aronica, Zilio, Gagnidze, Martinucci, Simeoni
Nach «La traviata» am...
Harfenperlen durchsetzen samtenen Streichergrund, während Klarinette und Flöte schwebende Figurationen weben. So klingt der Landsitz Bly in «The Turn of the Screw». Schließlich hebt die Governess an: «How beautiful it is!»
Ja: Wer das Tor zu den Wormsley-Ländereien passiert, tritt in eine andere Welt. Durch bewaldete Hügel windet sich die schmale Straße ins Tal....
Für Wilhelm Furtwängler war er der «schwärzeste Bass» auf Erden, aber es ist nicht allein dieser Superlativ, der Gottlob Frick (1906-1994) zu einem Jahrhundertsänger machte. Ein unverwechselbares Timbre, makellose Technik und eine unbestechliche künstlerische Integrität zeichneten ihn aus und sicherten seinen Nachruhm. Mehr als fünf Jahrzehnte lang (1934-1985) war...