Apropos... Extreme
Frau Sun, Ihr jüngstes Projekt «Kolik» ist eins der extremsten Stücke seit Langem. Sie sind darin als Sängerin, Schauspielerin und Stimmperformerin gefordert. Was macht den Reiz einer solchen Arbeit für Sie aus?
Zunächst die Tatsache, dass der Protagonist im Original-Monolog ein Mann ist. Dann die Bandbreite der Ausdrucksmöglichkeiten, ihre Gegensätzlichkeit. Ich habe in dieser Produktion das Gefühl, dass alles, was ich jemals gelernt habe, nützlich war: für die Gestaltung der Sprache, für das Musiktheaterkunstwerk als Ganzes.
Der Text von Goetz ist genial, Jannik Giger, Leo Hofmann und der Regisseur Benjamin von Bebber haben sich so viel Gutes dafür ausgedacht – ein absoluter Glücksfall, dass ich da mitmachen konnte.
Muss gutes Musiktheater extrem sein?
«Extrem» ist kein Maßstab für Qualität. Ich persönlich finde ein Musiktheater gelungen, wenn die Musik sich in dem jeweiligen Werk nicht hermetisch mit sich selbst beschäftigt, sondern den Text «verdaut», ihn inhaltlich, formal, strukturell nutzt – ohne hinter ihm zu verschwinden oder ihn zu überkleistern. Musik, Wort und Szene sind in «Kolik» gleichermaßen präsent und toll getaktet – sie stiften gemeinsam Zusammenhänge, ...
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Opernwelt Januar 2019
Rubrik: Magazin, Seite 71
von Hannah Schmidt
Draußen, vor der Tür, die Kälte. Eisige Winde, Regenfäden, grauschwerer Himmel. Drinnen, im Ballettprobensaal, das Gleiche, nur in anderen Farben, Formen, Figuren. Eine Stiefmutter, deren Seele so schwarz ist wie ihr Kleid, zwei Stiefschwestern in blaustrümpfiger Blödheit, mit geflochtenen Zöpfen auf dem Kopf und Gemeinheiten im Gehirn. In ihrer Mitte die...
Ein «begnadeter Zauderer» sei er, ein «Moralist der Kunst», ein «Grübler und Skeptiker, der alles, was er singt, hinterfragt – auch und vor allem sich selbst und seinen Gesang». Mit diesen Worten hat der Germanist Dieter Borchmeyer vor neun Jahren in einer Laudatio die Persönlichkeit Christian Gerhahers umrissen (siehe OW-Jahrbuch 2010). In der Tat: Es gibt...
Galant, taktvoll sind solche PR-Jubiläen ja weniger. Zwei Jahrzehnte liegt die CD-Großtat zurück, ganze drei die Unterschrift unter dem Exklusivvertrag mit dem Label – wer mag da nicht gleich Altersberechnungen anstellen? Cecilia Bartoli kümmert das mutmaßlich wenig, weil man es ihr vor allem nicht anhört. «The Vivaldi Album» elektrisierte 1999 die Musikwelt und...