Alle gegen alle
Karl Kraus’ hintersinnige Pointierung des Wortes «Familienbande» trifft auch auf Antonio Vivaldis Oper «La verità in cimento» zu, die jetzt den 13. «Winter in Schwetzingen» eröffnete. Sieben Jahre hatte der Heidelberger Operndirektor Heribert Germeshausen im Rokokotheater in einem spannenden Gang durch die Geschichte die Entwicklung der neapolitanischen Seria verfolgt, zum Abschied seinen Nachfolgern aber ein Kuckucksei hinterlassen. 94 Bühnenwerke will der umtriebige Vivaldi komponiert haben, Geschichte hat er im Theater – anders als in der Instrumentalmusik – nicht geschrieben.
Die reichlich abstruse Handlung der «Wahrheit auf dem Prüfstand», wie man den Titel des 1720 in Venedig uraufgeführten Stücks übersetzen könnte, führt in den Orient. Sultan Mamud hat zwei Söhne – Zelim von seiner Frau Rustena, Melindo von seiner Geliebten Damira –, die er nach der Geburt auf Drängen der machtgierigen Damira vertauscht. Beide lieben die schöne Rosane, die sich für den vermeintlichen Erben Melindo entscheidet. Jetzt will Mamud die gefährliche Wahrheit aufdecken und beginnt ein Spiel mit dem Feuer, das nur durch Zelims großmütigen Verzicht auf Rosane ein glückliches Ende findet.
Yona Kim ...
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Opernwelt Januar 2019
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Uwe Schweikert
Es könnte alles anders kommen. Wenn sich im Prolog von Brittens «Peter Grimes» die Stimmen des Titelhelden und der Lehrerin Ellen vereinen, öffnet die Schönheit der Unisono-Melodie eine Ahnung von Frieden und Gemeinschaft, vielleicht sogar von Liebe. Engelsgleich rein klingt Ivana Ruskos Sopran, die Tenorstimme Marco Jentzschs schmiegt sich mit sicherer Höhe an....
Die Zeit ist aus den Fugen. Schreckliches werde geschehen, greint Herodes, wobei die Honigschicht der Jovialität, um die er sich ohnehin zumeist vergeblich müht, endgültig abtropft. Es geht um seine Stieftochter Salome, die verzogene Göre mit erotischem Appeal, die für erwiesene Gunstleistungen, Tanz et cetera, partout den Kopf des eingekerkerten Propheten fordert....
Herr Padmore, Sie haben nie ein Hehl daraus gemacht, dass Sie keine große Stimme haben. Wenn ich jetzt sage: «Ihre Karriere ist das Ergebnis einer grandiosen Kompensation», stehen Sie dann gleich wieder auf und gehen?
(lacht) Wenn ich einen tollen Klang hätte, würde ich ihn einsetzen, keine Frage. Aber wie die Dinge liegen, muss ich eben behaupten, darauf kommt es...