Fabelhaft

Mahler/Herbert: Kindertotenlieder
Von Heydenaber: Im Amt für Todesangelegenheiten
Luzern | Theater

Mahlers «Kindertotenlieder» sind 20 Minuten größter, inniger Schmerz über den schlimmsten Verlust, den Menschen erleiden können, den Tod ihres Kindes. Gleichzeitig sind sie auch Kunst, fünf Lieder für Mezzosopran und/oder Bariton und Orchester. Jede Aufführung davon hat, so erschütternd sie sein mag, den Repräsentationscharakter, der einem Orchesterkonzert nun einmal innewohnt. Es sei denn, Benedikt von Peter nimmt sich des Werks an.

Seit zwei Jahren ist von Peter Intendant in Luzern, in zwei Jahren wird er das Theater Basel übernehmen, und seit einigen Jahren ist er dabei, das Musiktheater umzukrempeln. Berühmt wurde er mit seiner «Traviata» in Hannover, bei der allein die Sängerin der Violetta auf der Bühne stand; wer sonst noch sang, befand sich in den Rängen. Im Vergleich zu seinem Umgang mit den «Kindertotenliedern» war das noch fast konventionell. Für Luzern ließ er eine Holzbox bauen, die vor dem kleinen, altehrwürdigen Theater steht. In die traut sich auch, wer die Schwelle zum Theater nicht zu überschreiten wagt. Hier, in einem an sich leeren Raum, inszeniert er Mahlers Liedzyklus.

Und erhebt ihn zu einem Gemeinschaftserlebnis. Das Publikum sitzt auf locker verteilten ...

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Opernwelt November 2018
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Egbert Tholl

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