Ruhe in bewegter Gestalt

Peter Pears und Benjamin Britten gingen mit Liedern von Schubert auch Nebenwege; Andrè Schuen und Daniel Heide folgen seinen Wanderungen

Chapeau! «81 [runs] not out» ist eine stolze Zahl für einen Batsman, noch dazu für einen Amateur, und dies im legendären Londoner Cricket-Stadion «The Oval». Das ist, als hätte jemand beim Fußball in Wembley einen Hattrick erzielt. Britten-Biograf Humphrey Carpenter erwähnt diese Anekdote, um Peter Pears’ Skrupel zu beschreiben, dem diese sportliche Tat angeblich erinnernswerter war als später sein Debüt an der Met. «Wenn ich nicht gewesen wäre, wäre Peter nie Sänger geworden», meinte sein Lebenspartner Benjamin Britten.


Als «schön» konnte man Pears’ Stimme wohl nicht bezeichnen, er schien beim Singen häufig auf Sprechgewohnheiten zurückzufallen, verengte das Ansatzrohr, wodurch oft eine Art knödeliger Klang entstand. Doch gleichzeitig verfügte er über ein geradezu unglaubliches Gefühl für Phrasierung und Linie sowie über außerordentliche Atemkunst. Dies bewies er nicht zuletzt als Interpret Schubert’scher Lieder, bei denen er es, mit Britten als Begleiter, zu wahrer Meisterschaft brachte.

Bislang waren vor allem Pears’ und Brittens Einspielungen der beiden großen Zyklen «Die schöne Müllerin» und «Winterreise» bekannt; nun öffnete das Label mit dem sinnigen Namen «Testament» ...

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Opernwelt November 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 30
von Gerhard Persché

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