Aufklärung durch Entertainment
Frau Steier, Sie wollten ursprünglich Sängerin werden, haben am Oberlin Conservatory in Ohio in den 1990er-Jahren ein komplettes Studium absolviert. Warum ist daraus nichts geworden?
Ich hatte einfach nicht die Nerven für diesen Beruf. Das Singen an sich war nicht das Problem. Erst recht nicht das Spielen auf der Bühne. Aber beides zusammen? Da bin ich immer in Panik geraten.
Schon als Studentin?
Ja. Bei jedem Auftritt war ich wahnsinnig aufgeregt. Aber dieses Lampenfieber hätte ich wohl irgendwann überwunden.
Im Rückblick würde ich sagen: Die eigentlich unüberwindliche Hürde für mich war die verstaubte Opernästhetik in Amerika. Für die Aufführungen an der Uni wurden wir zum Beispiel in angeranzte, plüschige Kostüme aus den 1960er- und 70er-Jahren gesteckt, die man sich aus dem Fundus der New York City Opera auslieh. Dieser historistische, pseudo-authentische Plunder, diese Museumsoptik galt als Inbegriff der Oper. Auch in Cleveland oder Pittsburgh, wo ich während des Studiums viele Produktionen gesehen habe. Schrecklich. Nach und nach wurde mir klar: Das ist nichts für dich. Es hat keinen Sinn, bei so etwas mitzumachen.
Und da reifte der Entschluss, es als Regisseurin zu ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Das von Richard Erkens in der Komponisten-Reihe der Verlage Metzler und Bärenreiter herausgegebene «Puccini-Handbuch» schafft endlich die Grundlage für eine vertiefte Beschäftigung mit dem jahrzehntelang nicht nur in Deutschland unterschätzten populären Musikdramatiker. Es macht Schluss mit der hochmütigen Verachtung durch die Gebildeten, aber auch mit der...
Das umfangreiche Œuvre von Louis Andriessen, dem 79-jährigen Doyen der niederländischen Avantgarde, ist hierzulande kaum bekannt. 2014 präsentierte Heiner Goebbels «De Materie», eines seiner Hauptwerke, bei der Ruhrtriennale – keine Oper, sondern ein spröder, didaktisch überfrachteter theatraler Essay über das Verhältnis von Materie und Geist, Gesellschaft und...
Aki Kaurismäkis Kultfilm «Das Leben der Bohème» hat offenbar einen Paradigmenwechsel in der Opernregie eingeleitet. Heute wird Puccinis Adaption des Romans von Henri Murger jedenfalls vorwiegend in modernen Kostümen gespielt. Sängerische Schwergewichte wie Luciano Pavarotti und Montserrat Caballé in historischem Outfit würden wohl kaum noch Furore machen....