
Foto: Falk von Traubenberg
Auf dem Flohmarkt
Mit dem Eismeer ist es nichts mehr. Brünnhilde wacht im Karlsruher «Siegfried» nicht dort auf, wo sie 20 Bühnenjahre zuvor, am Ende der «Walküre», eingeschläfert wurde. Wagners «Ring des Nibelungen» ist das Mittelding aus Duschkabine und Kühlbox, worin das kühne Wotanskind vom Vater zurückgelassen wurde, abhanden gekommen, der Teil, in dem Yuval Sharon und Sebastian Hannak das große Wort führten, ad acta gelegt.
Nun hatten der isländische Regisseur Thorleifur Örn Arnarsson und der litauische Szenenbauer Vytautas Narbutas das Sagen, und der neue Karlsruher «Ring» der vier eher jungen Teams konfrontierte uns mit einem der absonderlichsten Bühnenorte, die man seit Langem zu Gesicht bekam.
Was der Zuschauer abendfüllend nach Details absucht, ist ein Trashraum, der mit seiner Balustrade, seinen Leuchtern und seiner (Reichstags-)Kuppel mal etwas Besseres gewesen sein muss, heute aber als Flohmarkt, Rumpelkammer, Schmiede, Wald und Drachenhöhle in einem dient; das Ganze mitunter magisch ausgeleuchtet (Björn Bergsteinn Guðmundsson). Und was es gewiss noch nicht gab: dass Wotan, der als Welten-«Wanderer» alles zu lenken meint, rechts vorn in einem Kabuff seine Monitore nicht aus den Augen ...
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