Liri, lari, larifari
Luxemburg – das lag im Jahr 1909 für die Schöpfer des «Grafen von Luxemburg» mindestens so weit entfernt wie Pontevedro in Franz Lehárs berühmtestem Vorgängerwerk, der «Lustigen Witwe».
Aus den politisch ohnmächtigen Randbezirken der Großreiche kamen damals noch nicht die ausgebufften Trickser der Großfinanz, sondern verschwendungssüchtige Aristokraten, die der morbiden Stimmung der Epoche vor dem Ersten Weltkrieg ihr Motto entgegenbrüllten: «So liri liri lari, das ganze Moos ist tschari!»
In Jens-Daniel Herzogs szenischer Lesart am Düsseldorfer Opernhaus liegt der kahlköpfige Bo Skovhus als René Graf von Luxemburg erst einmal am Boden – in düsterer Bühnenleere, niedergestreckt vom Champagner-Kater und der totalen finanziellen Ebbe. Karnevalsjecken packen ihn in einen Einkaufswagen und karren ihn zum «Liri lari»-Lied ins schwarze Loch, ein riesiger Rattenkopf blinkt dazu mir roten Augen. Man macht sich auf das Schlimmste gefasst – mindestens auf den Ausverkauf des kapitalistischen Systems, Europas und der guten Sitten.
Nach dieser vielversprechenden Eröffnung scheint sich Herzog jedoch plötzlich daran zu erinnern, dass Weihnachten und der Düsseldorfer Karneval vor ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
«Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad ...» Warum fällt uns bei Mephistos auch auf dem Cover der DVD abgebildeter Teufelsfahrt auf dem Krad – mit Faust dahinter auf dem Doppelsitz – dieses Kinderlied ein? Vielleicht, weil Roland Schwabs Inszenierung von Boitos «Mefistofele» an der Bayerischen Staatsoper bei aller Düsternis in ihrer betriebsamen Verspieltheit...
Während Wien im Dezember oft in diffuses, schattenloses Grau getaucht scheint, das so manchen in Schwermut stürzt; während die meisten Menschen zu Advent, der vermeintlich stillsten Zeit des Jahres, der Depression mit unbarmherziger Betriebsamkeit beizukommen suchen, schenkt die Wiener Staatsoper zumindest den Opernfundis das Glückshormon Serotonin: Endlich...
Normalerweise schreibe ich diese Kolumne erst, wenn ich mich beruhigt habe. Und weil ich, wenn auch kein sonniges, so doch ein recht ausgeglichenes Gemüt habe, fällt mir das meist nicht weiter schwer. Aber diesmal bin ich stinksauer. Auf Englisch geht das so: Man legt die Stirn in schwache Falten, wiegt den Kopf und gibt alle paar Stunden ein leises Zisch-...