Opernwundertüte
Norbert Abels, Chefdramaturg der Oper Frankfurt und Professor an der Folkwang Hochschule Essen, ist einer der klügsten, umtriebigsten Dramaturgen der Republik und als Essayist gewiss der produktivste und inspirierendste. 2009 hat er unter dem hintersinnigen Titel «Ohrentheater» im Frankfurter Axel Dielmann-Verlag eine 800-Seiten-Sammlung seiner (zuvor meist in Programmheften erschienenen) Texte vorgelegt.
Jetzt folgt, wieder bei Dielmann, unter dem ebenso doppeldeutigen Titel «Notenlese» ein weiteres opus magnum, das, nach grundsätzlichen Überlegungen zur Begrifflichkeit und Sprachfähigkeit von Musik, Opern von Purcell bis Adès Revue passieren lässt – Seitenblicke auf nichttheatralische Werke eingeschlossen – und mit einer Huldigung an Abels’ großes Vorbild, die Regisseurin Ruth Berghaus, schließt.
Was Abels an der Berghaus rühmt – das Erhabene des Kunstwerks, die Zeiten überfliegend, zugleich mit dem alltäglich Menschlichen auf die Bühne zu bringen – charakterisiert auch seinen eigenen Zugriff, sein eigenes Schreiben. Ausgangs- und Endpunkt ist immer die Theatralität, die Auge und Ohr zugleich stimulierende Bühnensphäre, das Verhältnis von Sprache und Musik. Dabei ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die besten britischen Stimmen, so geht die Fama, kommen aus Australien. Wenn man die von Roger Neill und Tony Locantro sachkundig edierte fünfstündige Dokumentation betrachtet, in der nicht weniger als 80 australische Sängerinnen und Sänger in Aufnahmen aus 110 Jahren präsentiert werden, festigt sich der Eindruck: Da könnte was dran sein. Die früheste, mit der...
Leise rieselt der Schnee. Will gar nicht mehr aufhören zu rieseln, rieselt zu Boden und herab auch auf Mimì, die aus grauer Gasse heraus zum Rampenlichte strebt, viel zu leicht bekleidet für eine junge, schwindsüchtige Frau, die am Missverständnis leidet, das die Liebe zuweilen erzeugt. Das Haupt mit Schnipseln bedeckt, schleicht sie zur Hausecke, lauscht der...
Neuland betreten mit einer tour d’horizon zur Geschichte der Oper? Klingt aussichtslos, geht aber. Der Grazer Musikwissenschaftler Michael Walter demonstriert das eindrucksvoll mit einer knapp 500 Seiten starken Studie, die den institutionellen Aspekten der Oper gewidmet ist. Behandelt wird (fast) alles, was hinter den Kulissen spielt. Walter untersucht...