Unmögliche Geschichte
Neuland betreten mit einer tour d’horizon zur Geschichte der Oper? Klingt aussichtslos, geht aber. Der Grazer Musikwissenschaftler Michael Walter demonstriert das eindrucksvoll mit einer knapp 500 Seiten starken Studie, die den institutionellen Aspekten der Oper gewidmet ist. Behandelt wird (fast) alles, was hinter den Kulissen spielt. Walter untersucht Rahmenbedingungen, Voraussetzungen, Zustände, Gewohnheiten.
Bis ins Detail zeichnet er nach, wie sich der Musiktheaterbetrieb im Verlaufe von vier Jahrhunderten entwickelt und verändert hat – für Sänger, bei den Verträgen und Finanzen, im Umgang mit der Zensur.
Eines der behandelten Themen: das Reisen. Als Maria Malibran 1830 von Paris nach London fuhr, konnte sie den Ärmelkanal bereits auf einem Dampfer überqueren (seit 1821 wurden Dampfboote eingesetzt). Ein großer Fortschritt: «Hatte man mit dem Segelschiff dafür bei ungünstigem Wetter 5 bis 6 Stunden und nur im günstigsten Fall 3 ½ Stunden gebraucht, so schafften die Dampfboote die gleiche Strecke nun mit verlässlicher Regelmäßigkeit in 3 Stunden.» Ein Randphänomen? Mitnichten: Der technische Fortschritt im Verkehrs- und Transportwesen gewährte Musikern und ...
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Je brenzliger und explosiver sich das Verhältnis zwischen heutigem Okzident und Orient darstellt, desto naiver muten historisierende, politisch abstrahierende Versuche an, den Dialog der Kulturen musikalisch abzubilden. Längst nicht für alle Beispiele gilt dieser Vorbehalt – Ausnahmen sind zum Beispiel Jordi Savall und Yo-Yo Ma. Die hier zu besprechenden CDs...
«Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad ...» Warum fällt uns bei Mephistos auch auf dem Cover der DVD abgebildeter Teufelsfahrt auf dem Krad – mit Faust dahinter auf dem Doppelsitz – dieses Kinderlied ein? Vielleicht, weil Roland Schwabs Inszenierung von Boitos «Mefistofele» an der Bayerischen Staatsoper bei aller Düsternis in ihrer betriebsamen Verspieltheit...
Normalerweise schreibe ich diese Kolumne erst, wenn ich mich beruhigt habe. Und weil ich, wenn auch kein sonniges, so doch ein recht ausgeglichenes Gemüt habe, fällt mir das meist nicht weiter schwer. Aber diesmal bin ich stinksauer. Auf Englisch geht das so: Man legt die Stirn in schwache Falten, wiegt den Kopf und gibt alle paar Stunden ein leises Zisch-...