Verehrung und Verdrängung

Eva Rieger porträtiert die große Wagner-Sängerin Frida Leider

Opernwelt - Logo

Biografien über Sängerinnen und Sänger zu schreiben, kann eine mühsame Sache sein. Das musste auch Eva Rieger erfahren, die mit ihren Büchern über Nannerl Mozart und Minna Wagner bereits eine breitere Leserschaft gefunden hat. Trotz umfangreicher Archivrecherchen liest sich ihr neuer Band über die Sopranistin Frida Leider (1888-1975) – die größte Wagner-Sängerin nicht nur ihrer Zeit, sondern wohl des gesamten 20. Jahrhunderts – über weite Strecken recht spröde. Die Primärquellen fließen dürftig, Briefe sind nur spärlich überliefert.

Gewiss, Leider hat 1959 unter dem Titel «Das war mein Teil» ihre Autobiografie veröffentlicht. Doch darin – das ist charakteristisch für die Sängerin – verschweigt sie mehr, als sie preisgibt.

So ist Rieger für die Darstellung weitgehend auf Sekundärzeugnisse, Kritiken sowie Berichte von Kolleginnen und Freundinnen angewiesen. Was sie dabei zusammenträgt, ist nicht uninteressant, bleibt aber doch meist an der Außenseite, gibt kaum Einblick in das, was Leider als Künstlerin bewegt, gar als Mensch betroffen und berührt hat.

Umso williger ergreift Rieger darum die Chance, den Zwiespalt darzustellen, in den Leider als Wagner-Protagonistin in den ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Dezember 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 33
von Uwe Schweikert

Weitere Beiträge
Männer unter Hormonstress

Das Einfachste wäre streichen. Also amputieren, was den meisten Gattungsvertretern der Grand Opéra passiert, die in jüngster Zeit verstärkt die Spielpläne bereichern. In der Münchner «Favoritin» hingegen bleibt die oft ungeliebte Ballettmusik verschont, wir erleben Körpergymnastik der besonderen Art. König Alphonse und Mätresse Léonor sitzen nebeneinander – im...

Geht's auch schneller?

Schon seine erste Opernregie in Westeuropa hatte der Russe Kirill Serebrennikov an Berlins Komischer Oper realisiert – Olga Neuwirths spektakuläre «American Lulu» (siehe OW 11/2013). Im vergangenen Herbst dann kleidete der Theater- und Filmregisseur, Jahrgang 1969, in Stuttgart die Strauss-Oper «Salome» in Schockbilder einer kaputten Familie in kaputter Umwelt –...

Die Hölle, sie ist immer schon da

Am Ende bleibt der übrig, den man sonst gern übersieht: In Tatjana Gürbacas furioser Antwerpener Neudeutung des «Holländer»-Stoffes rappelt sich nach dem irrwitzigen finalen Höllentrubel im zuckenden Stroboskop-Licht nur Erik wieder auf, um stolpernd und schwankend dem Schlachtfeld zu entkommen, auf das alle anderen wie entseelt niedergesunken sind. Gelingt...