Der Auftraggeber
Man muss ihn einen erfolgreichen Sisyphus nennen, und so sieht er sich auch selbst. Als Opernintendant in Amerika hat David Gockley den Stein der Ästhetik immer den Berg hochgerollt, um zu sehen, wie er auf der anderen Seite als Stein der kommerziellen Abhängigkeit wieder herunterrollte. Abgehalten von seiner unerschrockenen Politik der Innovation hat ihn das nicht.
Wenn es einen Impresario in Amerika gibt, dem der Spagat zwischen künstlerischen Ambitionen und Fundraising gelang, dann ist es der smarte Mann aus Philadelphia, der nur zwei Posten als General Manager innehatte – in Houston und San Francisco – und doch in der Operngeschichte seines Landes neben die Größten, etwa Rudolf Bing, den langjährigen Chef der Metropolitan Opera, gestellt werden muss.
Von Rudolf Bing, der es immerhin wagte, eine Maria Callas zu brüskieren, stammt das konservative Credo schlechthin: Er könne bei neuen Werken vom ersten Rang der Met getrost einen Stein ins Parkett werfen, verletzt würde dabei niemand – weil dort sowieso niemand säße. David Gockley hat das Gegenteil bewiesen. Von 1972 an machte er über einen Zeitraum von 33 Jahren die Houston Grand Opera, deren Neubau er initiierte, zu einem der ...
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Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Magazin, Seite 76
von Wolfgang Sandner
Der graue Linoleumboden riecht nach Schulsport, die Neonröhren summen leise. Hier ein Plüschsofa, dort eine Schubkarre voll abgewetzter Männerschuhe. An den Wänden: Ballettstangen. Ein groß gewachsener Mann im Sakko kriecht auf allen Vieren in die Mitte des Raumes, beobachtet von einer kleinen älteren Frau, die hinter einem langen Holztisch verkehrt herum auf ihrem...
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Vor einem Vierteljahrhundert schien der Begriff «Volk» willkommen, vor allem durch die Parole frei nach Georg Büchner, die zur Wende führte. Mittlerweile scheint das Volkshafte jedoch wieder gefährlich beim «Völkischen» anzuklopfen, und auch das Volkslied hat diesbezüglich erneut einen gewissen Ruch nationaler Enge gewonnen. Dass Christian Gerhaher also dieses...