Boyleske

Rameau: Platée Saarbrücken / Saarländisches Staatstheater

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Die Geschichte ist ja nicht ohne. Getäuscht sieht sich am Ende nicht nur Ihre Hässlichkeit, die Sumpfnymphe Platée. Überlistet wird auch Junon, die Jupiter mit ihrer notorischen (und durchweg begründeten) Eifersucht verfolgt. Das Ganze kam anno 1745 zur Unterhaltung und Erbauung auf die Bühne von Versailles, in Form einer ebenso virtuosen wie vielschichtigen Ballettoper, die zweifellos die Zustände am französischen Königshof parodiert, sie aber vorsichtshalber in den Bereich der Fabel verweist.



All das verständlich ins Hier und Heute zu übertragen, ist eine Herausforderung, die man nicht unbedingt einem Debütanten anvertrauen mag. Stijn Celis, am Saarländischen Staatstheater als Ballettdirektor im Amt, stellt sich ihr trotzdem und beweist damit zumindest: Mut. Die Courage  eines Choreografen, dem das eigene Metier nicht mehr genügt. Das ist der Inszenierung zunächst nicht unbedingt anzumerken; der Belgier eröffnet die Aufführung mit einem bewegungsintensiven Prolog. Das mythische Personal ist zwar als solches noch erkennbar, aber die Satyrn und Mänaden geben sich punkig halbgescheitelt durchaus als unsere Zeitgenossen. Austauschbar auch die halbnackten Männer und Frauen, die ...

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Opernwelt März 2016
Rubrik: Panorama, Seite 53
von Hartmut Regitz

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