Schmerzergreifend
Es schwinden jedes Kummers Falten, solang des Liedes Zauber walten», dichtete Schiller 1795 fast stammbuchhaft. Etwa eineinhalb Jahrhunderte später freilich, nach 1945, galt das Lied vielen Tonschöpfern als antiquiert; sie ließen es allenfalls als Parodie weiterleben. Doch einige der avancierten Komponisten akzeptierten dieses Abdrängen in ein ästhetisches Getto nicht. Zu ihnen zählt Aribert Reimann. Nicht zuletzt als renommierter Liedbegleiter ist er dem Genre zutiefst verbunden; neben eigenen Kompositionen schuf er auch eine Reihe von Transkriptionen.
Für die in diesem Album versammelten Bearbeitungen der Lieder Mendelssohns, Brahms’ und Schumanns wählte Reimann als Begleiter nicht das Klavier, sondern – vielleicht auch beeinflusst durch Schönbergs Opus 10 (1907/08), in dem sich den vier Instrumentalisten ein Sopran zugesellt – ein Streichquartett (wobei das Leipziger Streichquartett sich hier als hervorragender Interpret erweist). Den Mendelssohn-Zyklus von 1996 stellte Reimann aus Heine-Vertonungen des genialen Frühromantikers zusammen; hier schabte er die vermeintlich verbindliche Oberfläche quasi ab und schrieb ein Palimpsest der ironischen Doppelbödigkeit. In acht Liedern – ...
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Opernwelt März 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 26
von Gerhard Persché
Die wichtigste Sängerin in Verdis Leben nach Giuseppina Strepponi, der ersten Abigaille im frühen «Nabucodonosor», war die aus der Nähe von Prag stammende Teresa Stolz(ová). Bei den Proben zu «Aida», in der sie 1872 die Titelrolle sang, und zur «Messa da Requiem» kam ihr der Komponist so nahe, dass Strepponi, nach langen Jahren als Konkubine schließlich Verdis...
Oft saß er im Wirtshaus und notierte Gesprächsfloskeln, Sprechtonfälle, Satzmelodien, sog den mährischen Sprachklang ein wie ein Schwamm, ließ seine Kompositionen davon überfließen, begegnete dabei der seltsam «hinkenden» Sprechweise dieses Landstrichs, ihrem unorthodoxen Sprachrhythmus unendlich liebevoll. Atemlos hingefetzt manchmal die Notenschrift, in ihrer...
Eine Schnellstreckenstunde nur liegen sie auseinander, die Bayerische Staatsoper und das zweitgrößte Haus des Landes, das Staatstheater Nürnberg. Dank Deutscher Bahn sind sie zusammengerückt – nun auch in Repertoirefragen. «Ring», «Zauberflöte», solche Dopplungen ergeben sich quasi von selbst. In dieser Saison pflegen beide Häuser zudem fast zeitgleich zwei...