Mild und leise

Simon Rattles Münchener «Rheingold» bei BR Klassik

Opernwelt - Logo

«Wenn Ihr nicht alle so langweilige Kerle wärt, müsste das ‹Rheingold› in zwei Stunden fertig sein», wetterte einst Richard Wagner. Selbst Hans Richter brauchte bei der Uraufführung 1869 in München zweieinhalb Stunden für den «Vorabend» zum «Ring». Nun liegt der Mitschnitt einer konzertanten «Rheingold»-Aufführung vor, wieder aus München. Simon Rattle ist – nach seinen «Ring»-Erfahrungen in Baden-Baden, Aix-en-Provence, Salzburg und Berlin – mit 2 Stunden und 23 Minuten nicht weit von Richters Zeitmaß entfernt, aber deutlich von Wagners eigener Forderung.



Mit dem moderaten Zugang verbindet sich freilich eine große Liebe für Details, die Rattle mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks herausarbeitet. Allerdings meidet er Extreme. Höhepunkte werden vorsichtig angesteuert, Rattle trumpft nicht auf, betont vielmehr das sanft Fließende, verzichtet auf alles Schroffe, Kantige. Das Orchester spielt sängerdienlich, übertönt nie die Stimmen. Motive werden nicht herausgemeißelt, sondern modelliert. Ein eher sanfter als sezierender Zugriff. Den Sängern kommt das zugute, niemand muss hier um Prägnanz ringen. Sie ergibt sich einer meist natürlichen Textgestaltung. Überhaupt wird ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 30
von Christoph Vratz

Weitere Beiträge
Kult klingt anders

«Kult» war das Thema der 40. Tage Alter Musik in Herne im November, zum Abschluss gab es einen italo-eng­lischen Opernhit: Giovanni Bononcinis 1696 für Neapel geschriebene Oper ­«Il trionfo di Camilla regina de Volsci». Nicola Haym bearbeitete sie 1706 für London und brachte sie dort – als erste italienische Oper überhaupt in England – zur Aufführung, Kräftig...

Rückblicke

Ich bin nicht stolz», sagt Michail Jurowski am Ende seiner «Erinnerungen», die der Henschel Verlag anlässlich seines 70. Geburtstags am 25. Dezember herausgebracht hat. «Ich bin glücklich.» Dabei hat er es wahrlich nicht leicht gehabt in seinem Künstlerleben. Am eindrücklichsten bleiben jene Passagen in Erinnerung, in denen es um den Antisemitismus in der...

Was kommt...

La Scala
Am 7. Dezember, dem Namenstag des Stadtpatrons Sant’Ambrogio, eröffnet die Mailänder Scala traditionsgemäß ihre neue Saison. Diesmal wird mit der französischen Nationalheiligen gefeiert –«Giovanna d’Arco», im Klanggewand Verdis. Riccardo Chailly, der neue Musikdirektor, dirigiert.
Franz welser-Möst
Er musste manchen Rückschlag einstecken, kann aber auch...