Hirngespinste
Kleingeistige Tyrannen, Odalisken, Harems, grausame Bestrafungen und dergleichen mehr wurden – als Versatzstücke einer dem Exotismus huldigenden Kunst – bereits seit Rossinis «L’italiana in Algeri» verspottet, als Verdi sich mit «Il corsaro» (1848) zum zweiten Mal einer Vorlage Lord Byrons widmete. Nach den politisch aufgeladenen «Due Foscari» (1844) geriet die Adaption von Byrons dramatischem Gedicht «The Corsair» zu einer Bizarrerie.
Verdi verzichtete darauf, bei seinem Librettisten Francesco Maria Piave auf mehr dramaturgische Schlüssigkeit zu pochen, zur Triester Uraufführung erschien er erst gar nicht. «Il corsaro» ist kein Meisterwerk.
Regisseur Lamberto Puggelli hat das Beste daraus gemacht. Seine Inszenierung – ursprünglich für das Verdi-Festival des Jahres 2004 erarbeitet, vier Jahre später in drastisch komprimierter Form auch auf der Bühne des winzigen Teatro Verdi in Busseto gezeigt – sieht die wirre Handlung als toxischen Traum. Auf einem Schiffsdeck sinniert Korsarenhauptmann Corrado über die widrigen Umstände, die ihn in sein verfemtes Dasein als Geächteter getrieben haben, während die Besatzung ihr gesetzloses Leben feiert. Segel, Taue, Takelage: In jeder Szene taucht ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Dezember 2015
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Carlo Vitali
Und die Oper? Das war die Frage, als Andreas Beck im Herbst 2015 vom Schauspielhaus Wien als Intendant ans Theater Basel kam. Sie stand umso dringender im Raum, als Beck sein Amt von Georges Delnon übernahm, einem Vertreter des Musiktheaters, der inzwischen an die Oper Hamburg wechselte. Wer den Basler Spielplan mit seinem starken Akzent im Schauspiel betrachtete,...
Frau Rae, Frankfurt war Ihr Erstengagement, seitdem sind Sie dort. Hatten Sie das so geplant?
Ich dachte erst, ich bleibe nur zwei oder drei Jahre. Intendant Bernd Loebe und ich sprechen jedes Jahr miteinander, um zu entscheiden, welche Partien richtig und wichtig für mich sind. Und so ging es immer weiter. Es ist gut, ein solches Zuhause zu haben. Wenn man nur...
Spiegelspiele
Das Theater Chemnitz zeigt Alexander Zemlinskys tragisches Märchen «Der Zwerg»: Frank Beermann dirigiert, Walter Sutcliffe inszeniert den Einakter, der auf einer Geschichte von Oscar Wilde fußt («Der Geburtstag der Infantin»).
Wild und leise
Als Mezzo spielt man nicht das brave Mädchen. Mit Hexen, Verfluchten und Sirenen hat man’s da zu tun. Ob Ortrud...