Liebespaare in blühenden Büschen
War der Königlich Preußische Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné ein verkappter Bühnenbildner? Auf diesen Gedanken kann kommen, wer die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci besucht.
Bevor man eine der im Schlosspark verstreuten Aufführungsstätten erreicht, nimmt das Auge herrliche Kulissenwechsel wahr: Hier eröffnen die raffiniert
geschwungenen Pfade den Blick auf ein Anwesen im italienischen Stil, dort überrascht man zwischen blühenden Sträuchern ein junges Liebespaar, dann wiederum zieht einen die Hauptallee mit der ganzen Sogkraft der Zentralperspektive zum mächtigen Kuppelbau des Neuen Palais.
Im 1768 eröffneten Schlosstheater haben Opernaufführungen schon seit den Zeiten des Alten Fritz Tradition. Neuen Schwung bekam der Ort 1991, als sich die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten «Parkfestspiele» unter Leitung der Musikwissenschaftlerin Andrea Palent zu einem Alte-Musik-Festival von internationaler Ausstrahlung mauserten. Seitdem ist es für viele Berliner Opernfreunde zu einem Ritual geworden, im Sommer in die Regionalbahn zu steigen, um mindestens eine der bis zu drei Opernproduktionen zu erleben, mit denen das Festival sein jährlich wechselndes Schwerpunktthema ...
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Opernwelt August 2015
Rubrik: Magazin, Seite 76
von Carsten Niemann
Die Musik ist ein gemischter Salat, angerichtet von vielen Könnern», besagte ein Bonmot neapolitanischer Impresari über die Gattung des Pasticcio. Das beherzigte mitunter auch der geschäftserfahrene Georg Friedrich Händel: Für seine Saison-Menus am King’s Theatre in London rührte er je nach Bedarf und Auslastungszahlen Pasticci aus der neapolitanischen Küche...
Vorbei, ihr herrlichen Fluxus-Tage! Als Charlotte Moorman noch nackt ihr rosarotes Eis-Cello in vielen Stunden zergeigte. Als Joseph Beuys in ranziger Butter schwelgte und Yoko Ono im Rhythmus eigener Kompositionen mit dem Kopf auf den Bühnenboden schlug: Das war einmal. Zurückgeblieben ist die Sehnsucht nach Happenings, die ebenso provokativ wie witzig, politisch...
Sergej Prokofjew, der belesene Russe und gesellschaftskritische Zyniker, interessierte sich in seinen Bühnenwerken vor allem für den zerstörerischen Amoklauf menschlicher Leidenschaften. Im «Spieler» nach Dostojewskis Roman (1917) lieferte er einen Hauslehrer der unmöglichen Liebe zu einer verwöhnten Frau und dem Spielwahn der dekadenten Gesellschaft aus. In der...