Aus dem Leben eines Taugenichts

Opernwelt - Logo

Im Klassik-Jetset trifft man unausweichlich auf diesen ganz bestimmten Typ. Dem Aussehen nach lebt er ausschließlich von miesem Airlinefraß und matten Pausenhäppchen. Die Zähne schimmern gräulich, der Atem haucht Theatermoder. Über seiner Schulter hängt eine abgewetzte Kunstledertasche, und das ist dann auch schon alles, was er an Gepäck dabei hat. Darin: ein Laptop und einer dieser großen Mehrjahres-Pappkalender. Als Bodensatz Nähsets und Seifenfläschchen aus billigen Hotels.

Schließlich ein einzelnes Paar Unterhosen, die er immer schön im Wechsel trägt mit denen, die er am Leib hat. Die Ausrüstung ist so sehr mit seinem Wesen verschmolzen, dass er selbst ohne Tasche in latenter Dauerschräglage steht – ein schiefer Turm von Pisa aus Fleisch und Blut.

Wenn Sie so einen in der Oper sehen, wissen Sie: Aha, ein Agent. Meine Agenten jedenfalls haben alle so ausgesehen. Und ich hatte viele.

«Was denn, meine Künstler kriegen doch 90 Prozent von dem, was ich verdiene!», witzeln Agenten gern, als wäre alles ihr Verdienst. Mal ehrlich: Den Sänger, der darüber lachen kann, muss ich erst noch kennenlernen.

Meinen ersten Agenten habe ich zum Teufel gejagt, als er mit einem Vertrag ein ganzes ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt April 2015
Rubrik: Magazin, Seite 67
von Christopher Gillett

Weitere Beiträge
Saftiges aus dem Big Apple

Erik Petersen hat in Magdeburg seine Bühnenkarriere gestartet, als Jugendlicher, in der Statisterie. Nach einigen beruflichen Umwegen und anschließenden Lehrjahren beim Musical-Spezialisten Gil Mehmert ist der 27-Jährige nun als Regisseur an «sein» Theater zurückgekehrt und hat mit Gespür für Timing und Spaß am Slapstick George Gershwins «Crazy for You» inszeniert...

Beziehungsweise

Lucia Ronchetti ist eine Grenzgängerin. Zwischen den Genres, zwischen den Künsten. Ob sie während der Münchner Opernfestspiele mit Sängern, Schauspielern, Musikern und Passanten über die Ludwigstraße zieht, ob sie bei einem Solostück murmelnde Männerstimmen aus dem Publikum hörbar werden lässt, ob in «Anatra al sale» die titelgebende Ente tatsächlich zubereitet und...

Vor dem Abflug

Mit der Klassik geht es bergab, das Interesse schwindet, das Publikum stirbt weg. So die gängige Meinung. Beim vom Internationalen Musikzentrum Wien (IMZ) organisierten Fachtreffen «Avant-Première» von Musikfilmproduzenten, Vertriebs- und Fernsehleuten war nun etwas anderes zu hören. «Wir befinden uns eindeutig in einer Zeit des radikalen Wandels, was die Art des...