Cowboy-Oper

Charles Wuorinens «Brokeback Mountain» als Live-Mitschnitt aus Madrid

Opernwelt - Logo

Die Hoffnung, dass alles schon irgendwie gutgehen wird – in Annie Proulx’ Wyoming-short stories wird sie kunstvoll langsam, aber gnadenlos zermalmt. Vielleicht ist es das, was Charles Wuorinen bei der Veroperung von «Brokeback Mountain» (siehe OW 3/2014) mit seinen unwirschen Orchestertexturen einfangen wollte. Sie treffen den Nerv der zermürbenden Streitereien, sei es zwischen Jack und Ennis, die sich an der Unmöglichkeit homosexueller Liebe in der amerikanischen Provinz aufreiben (eindrucksvoll: Tom Randle und Daniel Okulitch) oder in ihren aussichtslosen Ehen.

Doch auf Dauer gibt es zu wenig Kontrast im Mahlstrom dauernervöser, intervalljapsender Klänge. Merkwürdig unbeholfen wirkt der Satz, wenn die beiden Männer in Proulx’ überraschend sentimentalem Libretto Gefühle zeigen: Da rutschen die insgesamt konventionell-deklamatorischen Vokalpartien plötzlich in ein süßliches
Musical-Idiom. Ivo van Hoves recht naturalistische, aber auf Fernwirkung ausgelegte Inszenierung gewinnt durch die vielen Nahaufnahmen kaum, auch wenn der DVD-Mitschnitt der Madrider Uraufführungsproduktion unter Titus Engel fraglos dokumentarischen Wert hat.   

 

Wuorinen: Brokeback Mountain
Daniel Okulitch ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt April 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 32
von Wiebke Roloff

Weitere Beiträge
Gesamtkunstwerk?

Händel ist heute weltweit der populärste, meistgespielte Opernkomponist vor Mozart. Das zeigt sich Jahr für Jahr auch am enormen Publikumszuspruch bei den Internationalen Händel-Festspielen in Karlsruhe, die im 38. Jahr ihres Bestehens alle Verkaufsrekorde brachen. Die badische Metropole ist damit neben Göttingen und Halle zum dritten Zentrum der deutschen...

Horror und Humor

Niccolò Jommelli mag ein dicklicher Plumpsack gewesen sein, zudem streitbar und unermüdlich schnell beim Komponieren, doch er war ohne Zweifel auch einer der wichtigsten Komponisten seiner Zeit. Sechzehn Jahre, von 1754 bis 1769, belieferte er den württembergischen Hof von Carl Eugen mit neuen Opern. Dass Leopold Mozart mit seinem Filius an diesem Hof nicht so...

Was kommt...

Geheime Gärten
Ein «Sunken Garden» bei Michel van der Aa, der Nicht-Ort zwischen Leben und Tod in Glucks «Orfeo», die Kunstinsel Elysium in Schrekers «Die Gezeichneten» – das Opernfestival in Lyon ist eine Reise in verrätselte Reiche. 

Maskerad’
Octavian war einst ihre Paradepartie, heute führt Brigitte Fassbaender beim «Rosenkavalier» Regie. Wie jetzt in Baden-Baden...