Ausgegraben
Seit seiner Gründung vor 40 Jahren konzentriert sich das Festival della Valle d’Itria auf die Wiederentdeckung selten gespielter Werke des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts sowie die Ausgrabung vergessener Barockpartituren – mit besonderem Augenmerk auf apulischen Komponisten wie Leonardo Leo, Tommaso Traetta, Nicola Piccinni, Giovanni Paisiello u. a., die den Ruhm der neapolitanischen Schule bis an die großen Häuser von Paris, London, Wien und Sankt Petersburg trugen.
Das diesjährige Herzstück des Festivals war Traettas azione teatrale «Armida», 1761 am Wiener Burgtheater uraufgeführt zur Feier der Hochzeit von Isabella von Bourbon-Parma und Erzherzog Joseph von Habsburg (dem späteren Kaiser Joseph II.). Die facettenreiche Partitur mischt Einflüsse aus Lullys gleichnamiger tragédie lyrique – in den Balletten und Chören – mit neapolitanisch-opulentem Arien-Stil und Rezitativbegleitungen, die auf Glucks spätere Reformopern vorausweisen. Diego Fasolis am Pult arbeitete diese Stilebenen mit viel Feingefühl heraus, hielt die Textur zugleich aber unnachgiebig zusammen. Er teilte sich den Löwenanteil des Schlussapplauses mit den Barockspezialistinnen Roberta Mameli in der Partie der ...
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Opernwelt September/Oktober 2014
Rubrik: Panorama, Seite 56
von Carlo Vitali
Was du ererbt von deinen Vätern hast», heißt es in Goethes «Faust», «erwirb es, um es zu besitzen.» Hat man sich das bei der EMI vor Augen gehalten, als es um die Künstlerin ging, deren Erbe wohl mehr Zinsen abgeworfen hat als das von irgendjemand sonst und das jahrzehntelang vom Marketing mit dem absurden Allerlei von «Best of»-Kompilationen geschändet wurde?
«Ca...
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