Aus dem Leben eines Taugenichts

Opernwelt - Logo

Keine Frage: Neue Musik schmeckt nicht jedem. Mir aber schon. Sie ist sogar mein täglich Brot. Und die Butter obendrauf. Das soll nicht heißen, dass ich meine Tage damit zubrächte, in Birtwistle zu baden oder den Kochlöffel zu Xenakis zu schwingen. Nö. Ich gehöre nicht zu diesen Hardcore-Fans, man kennt die, Männer mit Rauschbart und mit wildem Haar, Sandalen an den Füßen und einem Leinenbeutel voll Stockhausen am Arm. Aber ich bin’s mehr als zufrieden, solche Sachen aufzuführen. Und mich dafür bezahlen zu lassen.



Mit etwas Glück ist sogar mal ein richtig gutes Stück dabei. Und mit noch mehr Glück, das ist dann das Sahnehäubchen, kann ich es auch noch mehr als einmal singen. Aber mal ehrlich: Ersteres kommt selten vor, Letzteres noch viel seltener. Deshalb lassen viele Sänger ja auch ganz die Finger ­davon. Nicht, weil es Feinkost für ein paar Auserwählte ist. Nicht wegen ihres verstockten Geschmacks oder der ach so empfindlichen Kehle. Es geht ums Repertoire. Es ist einfach verdammt ärgerlich, monatelang für ein Stück zu ackern, das nach der Uraufführungsserie nie wieder auf eine Bühne kommt. So gesehen ist man mit Mozart natürlich besser dran.

Aber ich bin da unbelehrbar. Ein ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2014
Rubrik: Magazin, Seite 73
von Christopher Gillett

Weitere Beiträge
Wie schwer ist doch das Leichte

Das Stück ist viel schwerer, als es auf den ersten Blick scheint. Ein erster Blick auf die vollgestellte Bühne mit den zwei roten Wohnwagen (Noëlle Ginefri) verheißt pure Leichtigkeit des Seins, das bekannte Theater auf dem Theater: Statt eines Vorhangs sieht das hereinspazierende Publikum auf die betriebsame Szenerie einer italienischen Wandertheatertruppe, deren...

Die gefährliche Einsamkeit einer Mutter

Wie soll man heute die fern gerückte Geschichte der Medea ­erzählen? Kindsmord durch die eigene Mutter findet heutzutage überwiegend in prekärem Milieu statt, als Ursachen für die Kindesmisshandlung mit Todesfolge werden zumeist Verwahrlosung und Überforderung ausgemacht. Also eher nicht jene rasende ­Rache aus Eifersucht, von der der antike Medea-Mythos erzählt....

«Modern sein, ohne ein Moderner zu sein»

Unter den großen Komponisten des 20. Jahrhunderts ist Richard Strauss der Umstrittenste, zumindest – seit Adornos brillanter Attacke in seinem Essay aus dem Jahre 1964 – in Deutschland. Von den Neuerscheinungen im Jubiläumsjahr ragen neben dem «Richard Strauss Handbuch», das Walter Werbeck im Metzler-Verlag ediert hat (siehe Seite 29), drei Titel heraus: eine...