Eine Sache der Ehre

Fritz Busch und Wagner: Versuchungen eines aufrechten Deutschen

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Er hätte nicht gehen müssen. Zwar wurde Fritz Busch, zweifellos ­einer der größten Dirigenten des ­20. Jahrhunderts, im März 1933 von SA-Horden aus seinem Amt als ­Musikchef der Dresdner Semperoper vertrieben – ein Eklat, bei dem sich das Solistenensemble (mit nur fünf Ausnahmen) und die Staatskapelle unrühmlich verhielten. Doch Hermann Göring, bei dem Fritz Busch danach vorstellig wurde, versuchte die Sache herunterzuspielen («Schweinerei») und dem Dirigenten eine andere Position zuzuschanzen. Wenig später kam die Möglichkeit zur Rehabilitation.

Busch erhielt das Angebot, bei den Bayreuther Festspielen 1933 die «Meistersinger» zu leiten. Er selbst hat den inneren Kampf, der sich damit verband, anschaulich beschrieben. Einerseits war er besessen von dem Gedanken, dass seine Ehre vor aller Welt wieder hergestellt werden müsse. Was wäre dafür geeigneter gewesen als das Podium der Wagner-Festspiele, bei denen sich gerade eine neue Leitung (Siegfrieds Witwe Winifred und Heinz Tietjen) etablierte? Andererseits wusste er seit seinem Bayreuther Gastspiel von 1924 (ebenfalls mit den «Meistersingern»), welcher politische Geist dort herrschte. Er hatte schaudernd «Mein Kampf» gelesen und war ...

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Opernwelt Juni 2014
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 32
von Stephan Mösch

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Impressum

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55. Jahrgang, Nr 6
Opernwelt wird herausgegeben von
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin

ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752268

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Ende der Fahnenstange

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