«Poetischer Ausdruck der Seele»
Als Verdi nach der römischen Erstaufführung des «Falstaff» im April 1893 auf einem Bankett geehrt wurde, soll der Achtzigjährige mit kaum überhörbarem Understatement den Ehrentitel eines «musicista», eines «Komponisten», zurückgewiesen und sich bescheiden als «uomo di teatro», als «Mann des Theaters», bezeichnet haben. Diese Äußerung gehört zu den Strategien seiner Selbststilisierung. Und doch enthält sie mehr als nur ein Gran Wahrheit.
Verdi war ein nüchterner Mann der Praxis, kein Theoretiker wie sein Gegenspieler Wagner, der sich der Worte nicht weniger plakativ bediente als der Noten. «‹Verdis Ästhetik›, eine Betrachtung mit diesem Titel würde seinen höchsten Ingrimm hervorrufen», schreibt der Musikforscher Alfred Einstein, um dann allerdings fortzufahren, dass Verdis «wahre Ästhetik, natürlich, ganz aus seinen Werken abzulesen» sei. Wir finden bei Verdi darüber hinaus eine implizite Ästhetik, über die er in zahllosen Briefen Rechenschaft gegeben hat. Allerdings: Auch dort doziert er nicht wie der redselige Wagner, sondern zeigt sich stets auf unbeirrbar kompromisslose Weise an konkreten Fragen und ihrer Lösung interessiert.
Wie Wagner und Brecht hat auch Verdi sich um jedes ...
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Opernwelt Jahrbuch 2012
Rubrik: Giuseppe Verdi, Seite 58
von Uwe Schweikert
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