Fähnchen in der deutschen Opernlandschaft
«Können einem toten Mann nicht helfen» – ob Bertolt Brecht mit seinem Kampfruf aus «Mahagonny» auch das Handlungs- und Literaturtheater meinte? Immerhin hat es sich auch nach dem Krieg, in Opern von Hans Werner Henze bis zu Christian Jost, als erstaunlich lebensfähig erwiesen. Daneben aber entstand, vor allem an experimentell gesonnenen Häusern oder auf Festivals wie der Münchener Biennale ein anderer Typ von Musiktheater, der auf Materialschichtung, wechselnde Erzählperspektiven, diskontinuierliche Wahrnehmung und stilistische Unreinheit setzt.
Auf vorgeschobenem Posten steht dabei die Idee, dass Theater überhaupt nicht mehr nur von einem Komponisten/Librettisten/Regisseur zu verantworten sei, sondern im Kollektiv entstehen müsse, am besten von Anfang an.
Man muss im Einzelfall darüber diskutieren, ob die Ergebnisse solcher Kollektivarbeit theatralisch befriedigend sind. Dass man darüber diskutieren muss, fanden jedenfalls die Initiatoren des Projekts «Akademie Musiktheater heute», das von der Deutsche Bank Stiftung jährlich mit einem sechsstelligen Betrag ausgestattet wird. «Unsere Vision ist es, dass Musiktheater lebendig bleiben soll und auf den jeweiligen Stand der Technik, ...
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Opernwelt August 2012
Rubrik: Magazin, Seite 69
von Michael Struck-Schloen
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