Das Entscheidende steht nicht in den Noten
Herr Thielemann, der Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus hat sinngemäß einmal gesagt, ein Dirigent sei halb Feldherr, halb Zauberer. Wie sehen Sie sich selbst?
Das mit dem Zauberer gefällt mir. Ein Zauberer muss ja auch auf Menschen einwirken. Manchmal mit Tricks (lacht), vor allem aber mit Handwerk und Hintergrund. Wie man die Fäden zieht, hängt von den Mitspielern ab. Wenn man sich gut versteht, läuft alles wie von selbst. Es gibt aber immer wieder menschlich interessante Situationen, in denen man klare Ansagen machen muss.
Und dann geben Sie den Feldherrn...
Früher war das wohl manchmal so. Wenn man jung ist, trifft man nicht immer den richtigen Ton. Man will alles, ist ungeduldig und vergisst, dass man sich in jedem Orchester das Vertrauen der Musiker erst mal erarbeiten muss. Da kann viel schieflaufen. Aber aus Fehlern lernt man ja. Ich habe einiges Lehrgeld bezahlt. Mit der Erfahrung kommt langsam die Entspannung.
Ohne Autorität geht es aber nun mal nicht, wenn Sie achtzig, hundert Individualisten auf Linie bringen müssen...
Im ganzen Leben geht es nicht ohne Autorität. Das gilt nicht nur für Dirigenten. Ein Dirigent muss aber vor allem gut zuhören, gut begleiten können. Er muss ...
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Opernwelt August 2012
Rubrik: Interview I, Seite 18
von Albrecht Thiemann
Steckt hinter Ihrer Idee, im Musiktheater viele Elemente und Kunstdisziplinen zu verschmelzen, die Vorstellung einer möglichst umfassenden Abbildung von Welt?
Nein, die Welt bringt ja jeder Zuschauer selbst mit, der mit seiner Erfahrung und seinem «Weltwissen» dem Bühnengeschehen zusieht. Mich interessiert nicht der Anspruch einer umfassenden Abbildung, spannend...
Die Pflege des neuen Musiktheaters – an der Deutschen Oper am Rhein bisher eine sporadische, unsystematische Anstrengung – soll jetzt unter Intendant Christoph Meyer zur regelmäßigen Pflichtaufgabe werden. Mit der Uraufführung der Holländer-Paraphrase «Sehnsuchtsmeer» von Helmut Oehring wird in der kommenden Saison ein prominenter Erneuerer der Oper vertreten sein,...
Christof Loy steht für psychologisch gewitzte Inszenierungen, hochpräzise Personenregie und eine strenge Diät der Mittel. Für seine demonstrative Pracht-Verweigerung musste der vielfach ausgezeichnete, zweimal (2003, 2008) von «Opernwelt» zum «Regisseur des Jahres» gekürte Regisseur, durchaus hin und wieder Proteste verkraften.
Nun hat er sich am Grand Théâtre de...