Mehr Machwerk, bitte!
Die Oper befindet sich in Auflösung, seit über hundert Jahren, und sie erfindet sich dabei immer wieder neu. Letzteres ist beruhigend zu wissen. Wird aber bei der Moderation der Krisengespräche in den Feuilletons oft vergessen oder gar unterschlagen. Und auch das für die Nachwelt fraglos nützliche Kategorisieren, Sortieren und Hierarchisieren nach Künstleroper, Literaturoper, Zeitoper etc., wie die Musikwissenschaftler es betreiben, geht eher von einem Endzeitgedanken aus, als dass es den Blick in die Gegenwart oder gar Zukunft richtete. Anders die Komponisten.
Deren Verhältnis zu dem unmöglichen Kunstwerk Oper, diesem Unding oder Hybrid oder gattungstheoretisch definitionsresistenten Zwitter, war noch zu keiner Zeit von Krisenbewusstsein getrübt. Es war und ist ein pragmatisches. Komponisten komponieren. Und wenn sie damit fertig sind, früher oder später, dann taufen sie das Werk Handlung in Musik («Tristan», 1865) oder Melodramma («Tosca», 1900) oder Drama mit Musik («Glückliche Hand», 1910) oder Komödie mit Musik («Rosenkavalier», 1911) und so weiter; manche, beispielsweise Berg, Britten oder Reimann, sagten der Einfachheit halber wieder Oper (was ja wörtlich Werk bedeutet, ...
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Opernwelt Jahrbuch 2011
Rubrik: Uraufführung des Jahres, Seite 28
von Eleonore Büning
Herr von der Thannen, wie erklären Sie es sich, dass Sie schon mehrfach zum «Kostümbildner des Jahres» gewählt wurden – aber noch nie als Bühnenbildner?
Ich muss sagen: Ein wunder Punkt! Seit knapp 30 Jahren mache ich immer beides. Für mich sind Kostüme und Bühnenbild untrennbar. Mehr noch: Meine Kostüme könnten überhaupt nicht wirken, hätten sie nicht den Raum, den...
Nicht nur Verdi und Wagner haben viel von ihm gelernt. Auch bei Gounod, Bizet und Mussorgsky ist vieles ohne Giacomo Meyerbeer undenkbar. In diesem Sinn sind «Les Huguenots» ein atemberaubendes Versuchslabor, in dem vieles angelegt ist, was den Weg der Oper im späteren 19. Jahrhundert prägt. La Monnaie in Brüssel hat dem aufwändigen Stück eine glanzvolle Premiere...
Eigentlich ist es nur konsequent: Nachdem seit über dreißig Jahren praktisch alle ernsten Opern Rossinis eine vorher unvorstellbare Renaissance erlebt haben, nachdem auch weniger bekannte Titel von Donizetti wie «Maria Stuarda» oder «Roberto Devereux» mit einiger Regelmäßigkeit auf den Spielplänen erscheinen, war es eine Frage der Zeit, bis auch der dritte...