Didone abbandonata
Kein lieto fine. Karthago geht unter. Dido ist sich sterbend darüber im Klaren, dass ihr Fall etwas für die Geschichtsbücher sein wird. Und für die Oper natürlich. Wie oft Pietro Metastasios Libretto zu «Didone abbandonata» vertont wurde, weiß niemand genau. Rund 60-mal mit Sicherheit. Johann Adolph Hasse, ein Freund des Wiener Hofpoeten, schrieb seine Version 1842 für das Schlosstheater in Hubertusburg bei Dresden. 1770 wurde sie zum letzen Mal gespielt – und erlebte jetzt in Münchens Prinzregententheater eine glanzvolle Wiedererweckung.
Es ist eine Aufführung der Bayerischen Theaterakademie, die am bewährten Prinzip festhält: Dirigent, Orchester und Regieteam sind erfahrene Profis, die Sänger studieren noch. Was man freilich kaum hört. Theresa Holzhauser in der Titelpartie verfügt über unerschöpfliche Kraftreserven und hält bis zum Schluss eines langen, aber nie länglichen Abends durch. Valer Barna-Sabadus begehrt und bedroht sie als afrikanischer König Iarba gleichermaßen: ein schlaksiger Barbar mit Motorradkluft und Dreadlocks, der wilde Koloraturkaskaden ebenso bewältigt wie den herzinniglichen Abgesang auf Didones Reich – ein Counter-Engelsstimmchen hört man da ...
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Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Stephan Mösch
Die Wolken hängen tief im Mai. So tief, dass sie die Gipfel der steil aufsteigenden Hänge streifen. Die Bäume sind schwer vom feinen Regen, der in Bergen an bis zu 250 Tagen des Jahres niedergeht. Unten am Fjord dampft die Stadt, als wolle sie wenigstens einen Teil der Nässe ausschwitzen. Die Feuchtigkeit sitzt überall – in den engen Höfen der historischen...
Seit ihrer Geburt im frühen 17. Jahrhundert hat die Kunstform Oper die Geister Italiens gespalten. Jahrhundertelang hatte man sich für sie buchstäblich entschuldigen müssen – gegenüber dem intellektuellen Bildungsbürgertum, das es vorzog, sich für die Wiederbelebung des «echten» griechischen Dramas einzusetzen, ebenso wie gegenüber Vertretern von Kirche und Staat,...
Karl Marx war kein Marxist und Richard Wagner kein Wagnerianer. Beiden ist noch zu Lebzeiten und erst recht nach ihrem Tod das widerfahren, was revolutionären Neuerern stets widerfährt: Aus ihrem Denken wurde ein System, aus ihrer Weltanschauung ein Glauben gezimmert. Wagner hat es geahnt. Jedenfalls überliefert Cosima in ihren Tagebüchern eine vier Wochen vor dem...