Schaufenster, Hörbühne, Tango
Wohl stammt die Forderung «Prima la musica» aus den Tagen der neapolitanischen Oper. Doch bei Opern-Recitals scheint sie immer noch en vogue, weil deren Zweck für die jeweiligen Sänger und die Schallplattenfirmen vor allem darin liegt, Stimmen quasi ins Schaufenster zu stellen. Wogegen im Grunde nichts einzuwenden ist – denn natürlich ist Oper Theater für und durch Musik. Allerdings sollte Letztere der dramatischen Idee dienen und quasi die Charaktere erst zum Leben erwecken.
Also geht es auch auf der Hörbühne um das Schaffen von Figuren in dialektischem Bezug zur Musik, um ihre Psychologisierung. Es mag durchaus schwierig sein, dies in der Momentaufnahme einer einzigen Arie auf den Punkt zu bringen, doch gibt es erfreulicherweise Sänger, die auch in dieser Hinsicht nichts unversucht lassen.
Gelegentlich kann freilich eine sehr persönliche Stimmfarbe den Eindruck erwecken, ein Sänger singe alles ziemlich ähnlich – etwa bei Joseph Calleja. «The Maltese Tenor» (so auch der Titel seines neuen Solo-Albums bei Decca) ist ja in sehr frühem Alter ins Rampenlicht getreten und hat nach Informationen seiner Schallplattenfirma ein temporäres «Sabbatical» eingelegt, nicht aus stimmlichen ...
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Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Medien/CDs, Seite 28
von Gerhard Persché
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