Solide Festspielkost
Zwei Wagner-Inszenierungen, die zwar keine neuen Aspekte aufzeigen, aber durch ihre analytische Redlichkeit und gediegene Handwerklichkeit den Blick auf die Werke zumindest nicht verstellen, sind erstmals auf DVD greifbar.
Wolfgang Wagners Bayreuther «Meistersinger von Nürnberg» sind schon ein paar Jahre alt. Dabei ist es nicht uninteressant, die jetzt bei EuroArts veröffentlichte Version von 1999 mit der fünfzehn Jahre älteren Inszenierung desselben Regisseurs zu vergleichen, die seit zwei Jahren bei DG vorliegt.
Stand diese ganz im Zeichen eines biedermeierlichen Illusionismus, der von heute gesehen schon wieder etwas Nostalgisches und Sympathisches hat, suchte Wagner beim nächsten Anlauf sein Glück in einer teilweisen Entrümpelung der Szene. Die relative Kargheit des Bühnenbildes hätte eine noch stärkere Konzentration auf die Psychologie der Figuren zugelassen, die Intentionen der Regie zielen auch in diese Richtung, doch sie bleiben auf halbem Wege stecken.
Das liegt auch an der Besetzung. Der zentrale Hahnenkampf zwischen Sachs und Beckmesser etwa, die ja nicht nur um ästhetische Prinzipien, sondern auch um eine Frau streiten, die sie beide nicht kriegen können, findet ...
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