Wunderliche Aura

Bertrand de Billy schwärmt sich durch Paul Dukas’ «Ariane et Barbe-Bleue»

Opernwelt - Logo

Es muss eine besondere Bewandtnis haben mit dieser Frau. Denn was sie liebt, ist – sie sagt es, kaum ist die fünfte von Blaubarts Türen geöffnet – «schöner als die schönsten Steine». Kein Reichtum dieser Welt kann Ariane, jenes bezaubernde, märchengleiche Wesen, das noch bei seinem Schöpfer Charles Perrault namenlos war und erst durch Maurice Maeterlinck seine Identität erhielt, betören noch betäuben. Kein Glanz kann sie blenden, unbeirrt sucht sie nur eines: die Freiheit. Und nicht nur ihre. Auch die der anderen Frauen, die in Blaubarts Fänge geraten sind. Vergeblich.


Vor mehr als einhundert Jahren vollendete Paul Dukas «Ariane et Barbe-Bleue». Von den Zeitgenossen vielfach gerühmt, hat es das Werk bis heute nicht wirklich geschafft, die Bühnen der Opernwelt zu erobern. Nicht dass es gänzlich vergessen wäre. Aber zum Standardrepertoire eines jeden Musentempels gehört «Ariane et Barbe-Bleue» kaum. Wohl nicht zuletzt wegen der engen zeitlichen Nachbarschaft zu Debussys «Pelléas et Mélisande» aus dem Jahr 1902. Die Parallelen zwischen beiden Opern liegen auf der Hand. Aber es gibt auch einen wesentlichen Unterschied – die Konturierung der Hauptrollen: Während bei Debussy beide Partien ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2008
Rubrik: CDs, Seite 52
von Jürgen Otten

Vergriffen
Weitere Beiträge
Alter Meister

Die Unterwelt des Bewusstseins, ihr rätselhaft Abgründiges und Monströses, hat Harrison Birtwistle schon immer fasziniert. Zumal in den Bühnenwerken findet die Vorliebe des 73-jährigen Doyens der britischen Komponistenszene beredten Ausdruck. Gleich der (vor vier Jahrzehnten in Aldeburgh uraufgeführte) Erstling steckte ein Terrain ab, das auf der Nachtseite der...

Janácek: Katja Kabanova

Auf Fotos und Zeichnungen wirkt Leos Janáceks Haarschopf, als sei er mit Starkstrom frisiert, und auch die Partitur von «Katja Kabanova» hat etwas Widerborstiges. In Kirill Petrenkos Partiturauslegung im Theater an der Wien freilich drängt das Grelle, Brutale nur in Ausnahmefällen aus dem Orchestergraben; man erlebt vielmehr ein differenziertes Spiel mit den...

Wir sind die Helden der Tragödie

Sie sind zur Zeit gewissermaßen von Ihren Namensvettern umstellt: Vor Ihrem Partiedebüt mit dem Don Carlo di Vargas in «La forza del destino» im März an der Wiener Staatsoper sangen Sie im «Don Carlos» in Valencia den Rodrigo, Marchese di Posa: zwei ziemlich gegensätzliche Charaktere. Welcher der beiden ist Ihrem Herzen näher?
Haben Sie mehrere Kinder? Welches...