Belcanto-Trouvaillen
Aus Anlass seines zwanzigjährigen Jubiläums legt das Turiner Raritäten-Label Nuova Era eine Reihe seiner Aufnahmen zum günstigen Sonderpreis neu auf. Gespart wird am Booklet, das das Libretto nur noch in der Originalsprache enthält. Eine Empfehlung aber ist Bellinis «Bianca e Fernando» (1828) wert. Dies nicht nur, weil es sich um die zweite Oper eines 26-jährigen Genies (in der Zweitfassung) handelt. Bei der Vertreterin der weiblichen Titelrolle, Young Ok Shin, fragt man sich auch, warum die Koreanerin keine Weltkarriere gemacht hat.
Ihr weiches, lyrisches Timbre, das man nicht anders als mit dem italienischen Prädikat «dolce» umschreiben kann, entspricht dem wollüstigen Lyrismus des sizilianischen Romantikers ideal. Ihre Koloratur ist atemberaubend, die Höhe leuchtend, die Phrasierung edel und doch expressiv, die Gestaltung zu Herzen gehend, das Material perfekt fokussiert und beherrscht. Kurz: Man bleibt nicht unberührt von dieser Mutter und Tochter, die erst um das Leben ihres Vaters, dann um das ihres Kindes kämpfen muss.
«Bianca e Fernando» ist ein später, melodienseliger Ausläufer der Rettungsoper der Französischen Revolution (siehe «Fidelio»), in der (wie im 20. ...
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