Aus dem Keller
Als exzeptionelles Labor europäischen Wagner-Gesangs stand die Königliche Oper Stockholm in den fünfziger und sechziger Jahren in ihrer Blüte: Bevor junge schwedische Talente wie Ingvar Wixell, Elisabeth Söderström und Kerstin Meyer Weltkarrieren starteten, probierten sie hier ihre großen Partien aus. Und die hochmotivierte neue Sängergeneration führte in der Stockholmer Wagner-Praxis noch in anderer Hinsicht einen Wendepunkt herbei: Mit einem verjüngten «Ring»-Ensemble wagte der Dirigent Sixten Ehrling am 14.
April 1955 bei der «Walküre» den Wechsel in die deutsche Originalsprache. Das war für alle Beteiligten ein Abenteuer und verlangte höchste Aufmerksamkeit – nicht zuletzt dies kann man in dem «Walküre»-Mitschnitt jener Jahre nachvollziehen. Die Notentexttreue, mit der etwa Aase Nordmo-Lövberg (Sieglinde) und Kerstin Meyer (Fricka, Rossweiße) ihre Partien meistern, ist frappierend. Die älteren Sänger des Hauses sind da schlampiger: Set Svanholm als Siegmund, gleichermaßen tonlich schlank und stimmgewaltig, verdreht nicht selten den Text, Sigurd Björling als Wotan fällt gleich versweise ins gewohnte Schwedisch zurück. Doch das unterstreicht eher Authentizität und ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Bezaubernd schön ist dieses Bild nicht. Eher bestürzend, tragikomisch. Aber es ist ein wichtiges, ein wesentliches Bild. Weil es in seiner vorgeblichen Trivialität poetische, bedrohliche Sprengkraft birgt, weil es so viel (aus)sagt über die genialische Kunst Achim Freyers, Musik und Geschichte in einen Rahmen zu setzen, in dem sie aufgehoben sind, ohne einander...
Man muss nicht – wie Jean-Pierre Ponnelle in seinem auf DVD dokumentierten Münchner «Cardillac» von 1985 – den filmischen Expressionismus als Konzept wählen, um die Zwanzigerjahre-Vertonung der E. T. A.-Hoffmann-Erzählung von einem Goldschmied, der sich seine geliebten Geschmeide mittels Mord von den Käufern zurückholt, schlüssig zu erzählen. Und gewiss hätte sich...
Die früh verstorbene amerikanische Mezzosopranistin Jean Madeira (1918-1972) war in ihrer Generation eine zentrale Protagonistin in Bizets «Carmen», die sie nach ihrem Rollendebüt an der Met (1956) über zweihundertmal in aller Welt gesungen hat. Dass ihr Nachruhm aber nicht mit dieser Rolle, sondern eher mit der Klytämnestra in der Strauss-Oper in Verbindung...