Wir sind die Helden der Tragödie

Er erarbeitet seine Rollen mit gleichsam röntgenologischer Präzision. Kein Wunder: Carlos Álvarez ist studierter Mediziner. Seit Jahren verkörpert er die bedeutenden Partien seines Fachs.

Opernwelt - Logo

Sie sind zur Zeit gewissermaßen von Ihren Namensvettern umstellt: Vor Ihrem Partiedebüt mit dem Don Carlo di Vargas in «La forza del destino» im März an der Wiener Staatsoper sangen Sie im «Don Carlos» in Valencia den Rodrigo, Marchese di Posa: zwei ziemlich gegensätzliche Charaktere. Welcher der beiden ist Ihrem Herzen näher?
Haben Sie mehrere Kinder? Welches würden Sie vorziehen? Schwer, nicht? Ich habe zwei. Und wie mit ihnen geht es mir mit diesen Partien.

Es ist ja überhaupt ein Privileg für mich, als Bariton das Verdi-Repertoire singen zu dürfen; es kommt meiner Stimme ideal entgegen, und daher liebe ich jede Partie, die ich singe. Der Posa war wichtig für meine Karriere, mit ihm habe ich auch 1998 mein Debüt bei den Salzburger Festspielen gegeben. Rodrigo ist ein sehr nobler Charakter auch in seiner Musik, ich genieße die wundervollen Legatobögen, die Partie ist ein Geschenk Verdis an jeden Sänger.

Der Don Carlo in «La forza del destino» hingegen ist vom Charakter her ein ­Betonkopf, und ein Rassist dazu.
Carlos ist starrsinnig, alle seine Gedanken gelten der Rache, und das muss man auch in der Stimme zeigen. Die Partie gibt einem nicht die Möglichkeit, verschiedene Facetten ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2008
Rubrik: Interview I, Seite 38
von Gerhard Persché

Vergriffen
Weitere Beiträge
Nicht verwirren lassen!

Wenn ein Herr Knecht und ein Herr Remmele in Schwaben eine Oper schreiben, dann erwartet man nicht gerade ein weltläufiges Werk. Der Blick in Remmeles Libretto der «Aeolsharfe» verstärkt den Eindruck. Es gibt eine Melilla und eine Melitta, eine Bulline und einen Bull – der manchmal auch zärtlich «Bullchen» genannt wird. Dass diese 1808 von Justin Heinrich Knecht...

Gemischte Gefühle

Auch in der letzten Premiere vor seinem Wechsel nach Nürnberg ist Gelsenkirchens Intendant Peter Theiler mit Giacomo Meyerbeers «L’Africaine» wieder zu einer Erkundungsreise in die Welt des französischen 19. Jahrhunderts aufgebrochen. Kaum ein anderes Werk der Opernliteratur dürfte eine längere Entstehungsgeschichte gehabt haben als die 1837 unmittelbar nach den...

Himmel und Hölle

Niobe will alles – Macht, Liebe, Unsterblichkeit – und fordert den Himmel he­raus. Aber die Götter rächen ihre Hybris, und sie verliert alles: ihre Kinder, den Gatten Anfione, zuletzt das eigene Leben. Versteinerung ist der Preis, den sie für ihren Hochmut bezahlen muss. Maßlos wie die Gestalt der antiken Mythenfigur war auch der Schwetzinger Theater­abend, der...