Mythos modern
Die Renaissance von Luigi Cherubinis «Médée» nach dem Zweiten Weltkrieg ist unauflöslich mit dem Namen von Maria Callas verbunden. Sie besaß die für die monströse Partie notwendige vokale Strahlkraft, verband den antikischen Gestus mit einem hochexpressiven Ausdruck, wodurch die ferne Figur eine subtile psychologische Durchdringung erfuhr, die sie unserem Empfinden näher rückte. Nach der Callas haben erstaunlich viele Sängerinnen sich der Partie gestellt, am überzeugendsten vielleicht Gwyneth Jones, Anja Silja und Leonie Rysanek, ohne dass sie das Callas-Format je ganz erreichten.
Was der Callas gleichsam nebenbei gelang: die durch nachträgliche Bearbeitungen entstandene klassizistische Fassade des von Cherubini ursprünglich als Opéra Comique angelegten Werkes durch ihren dramatischen Furor förmlich hinwegzufegen.
Das ist heute nicht mehr unbedingt notwendig. Im Vorjahr gab der Dramaturg Heiko Cullmann im Simrock-Musikverlag die Bearbeitung der französischen Erstfassung heraus, die schon in Wien erprobt wurde und alle Elemente der «großen Oper» tilgt. Zum Vorschein kam jetzt in der Brüsseler «Médée»-Aufführung ein aufregendes, psychologisch dicht gezeichnetes modernes ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die Unterwelt des Bewusstseins, ihr rätselhaft Abgründiges und Monströses, hat Harrison Birtwistle schon immer fasziniert. Zumal in den Bühnenwerken findet die Vorliebe des 73-jährigen Doyens der britischen Komponistenszene beredten Ausdruck. Gleich der (vor vier Jahrzehnten in Aldeburgh uraufgeführte) Erstling steckte ein Terrain ab, das auf der Nachtseite der...
Frau Ptassek, Sie haben im Dezember 2007 in Mannheim erstmals die Violetta in Verdis «La traviata» gesungen, eine der ganz großen Rollen des romantischen Sopranrepertoires. Wie fühlt man sich bei einem solchen Debüt?
Die Violetta zu singen war immer mein Traum. Nun ist er in Erfüllung gegangen, und ich bin sehr glücklich darüber. Das war ein großer Schritt in...
Als exzeptionelles Labor europäischen Wagner-Gesangs stand die Königliche Oper Stockholm in den fünfziger und sechziger Jahren in ihrer Blüte: Bevor junge schwedische Talente wie Ingvar Wixell, Elisabeth Söderström und Kerstin Meyer Weltkarrieren starteten, probierten sie hier ihre großen Partien aus. Und die hochmotivierte neue Sängergeneration führte in der...