Zurück zu den Lebenden

Peter Mattei gelingt mit dem Pianisten Lars David Nilsson eine überwältigende Aufnahme von Schuberts «Winterreise»

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Dieser Mann ist am Ende. Seine Perspektiven sind trist. Er leidet unter Halluzinationen und Todessehnsucht. Rettung scheint unmöglich, Therapie erst recht. Hat er es hinter sich?

Ja, es ist ein ernstzunehmendes, durchaus modernes Krankheitsbild, ein depressives Syndrom mit psychotischen Zügen, mit dem uns das lyrische Ich in Franz Schuberts «Winterreise» konfrontiert.

Andererseits hält der Protagonist 24 Lieder lang durch, er macht nicht schlapp, die stimmlichen Aufgaben sind mitunter horrend, und bis zum Ende schwächelt er kein einziges Mal – obwohl er fortwährend von seinem Unglück singt.   

Der wunderbare schwedische Bariton Peter Mattei holt die «Winterreise» zurück zu den Lebenden. Sein Reisender ist ein Leidender, scheint aber vor einem Suizid gefeit, er benötigt weder eine Zwangsjacke noch schwere Medikamente. Er geht hochbewusst durch sein Leben, kann gleichsam von außen sein Dasein, seine Bekümmernis beobachten. Die malt er sich in den düstersten Farben aus. Das gibt dem Emotionalen etwas Objektives. Umso stärker und tiefer taucht der Hörer mit Mattei zu den Unterströmungen eines Zyklus ab, die an ein Psychogramm denken lassen.

Mattei kann trauern und jubeln, dass man ...

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Opernwelt Februar 2020
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 20
von Wolfram Goertz

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