Zeitlos wertvoll
Dass die Archive der BBC noch viele vergessene Schätze bergen, erweist sich ein weiteres Mal mit der Veröffentlichung von Aufnahmen der Weber’schen «Euryanthe» (1955) und Mozarts «Le nozze di Figaro» (1961). Die Aufzeichnung von Carl Maria von Webers romantischer Oper – der Musik wegen heiß geliebt, des abstrusen Librettos wegen kaum auf der Bühne zu erleben – war eine wirkliche Pioniertat, erst 20 Jahre später kam das Werk «offiziell» unter Marek Janowski bei EMI auf Schallplatte heraus.
Dass der Text auf Deutsch, also in der Originalsprache gesungen wird, war damals in England keine Selbstverständlichkeit. Da lassen sich einige kleinere und größere Striche, vor allem im dritten Akt, verschmerzen.
Heute interessiert diese von Fritz Stiedry einfühlsam dirigierte Einspielung auch als ein veritables Tondokument mit Joan Sutherland, die in ihren Anfängen viel deutsches Repertoire sang, bevor sie sich auf Belcanto-Partien spezialisierte. Die Stimme klingt ausgereift und blüht auf; für die deutsche Romantik fehlt es dem Vortrag freilich an Wärme, auch ist die Diktion etwas verwaschen (ein Problem, das die Sängerin auch in ihrem italienischen und französischen Repertoire hatte). ...
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Opernwelt Februar 2020
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 26
von Ekkehard Pluta
Ein Schuss in völliger Dunkelheit. Ein Aufschrei. Knall auf Fall sieht sich das Publikum in die Gegenwart verabschiedet, die sich prinzipiell nicht unterscheidet von dem Geschehen auf der Bühne. Auf der Place de Neuve wirkt zwar alles friedlich. Aber etwas weiter weg könnte man sich ein Theater, wie Heike Scheele es auf die Bühne des Grand Théâtre gebaut hat,...
Zum Ausklang der Saison 2018/19 stand an der Opera di Roma Mozarts «Idomeneo» auf dem Spielplan – zum ersten Mal seit 1983. Beworben wurde die Koproduktion mit Madrid, Kopenhagen und Toronto als provokative Deutung im Sinne tagesaktueller Krisen. Robert Carsens Neuinszenierung löst das durchaus ein – wobei die freundliche Aufnahme durch das römische Publikum...
Wie Peter Konwitschny vor Jahresfrist in Heidelberg (siehe OW 1/2019) glaubt auch Lorenzo Fioroni nicht mehr an das humanistisch überhöhte lieto fine, das glückliche Ende des «Idomeneo». Auch er negiert die aufklärerisch-dialektischen Energien des utopischem Gesellschaftsentwurfs in Mozarts pessimistischem Lehrstück über eine zu Ende gehende Zivilisation, knüpft...
