Zeit deines Lebens
Eine jede Zeit hat ihre Kulturkämpfe auszutragen, leider nicht immer zum Vorteil für die Beteiligten. Einer davon spielt sich gegenwärtig zwischen den Geschlechtern ab (nehmen wir einmal an, es gibt tatsächlich zwei – mit Abweichungen). Unsere dauererregte Öffentlichkeit führt es uns vor: Kein Tag vergeht, an dem nicht von «toxischer Männlichkeit» die Rede geht, vom allerorten seine repressive Macht beanspruchenden Patriarchat. Neuerdings wird unbezahlte «Care-Arbeit» ins Feld geführt, um den «Gender Pay Gap» anzuprangern.
Nun sind, was zunächst einmal eine gute Nachricht ist, Gesellschaften keine statischen Konstrukte. Sie entwickeln sich weiter, und mit ihnen wandeln sich die Rollenbilder, die ihren Mitgliedern zugewiesen sind. Das ist heute so, das war nicht anders, springt man hundert Jahre zurück in die Vergangenheit und landet bei Richard Strauss’ Oper «Die Frau ohne Schatten». Dort wird ganz zentral verhandelt, was es heißt, zwischen Ehe, Liebe und Mutterschaft (auch noch) eine Frau zu sein.
Aus den Entstehungsumständen begriffen, das massenhafte Sterben des Ersten Weltkriegs vor Augen, kann man darin durchaus einen Kommentar zum Zeitgeschehen erkennen. Und doch ist die ...
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Opernwelt Mai 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 20
von Werner Kopfmüller
Von diesem Abend behält man vor allem den Raum in Erinnerung. Ralf Käselau hat, mit einfachsten Mitteln, aber szenisch wirkungsvoll, bei offenem Vorhang eine Art Zirkusarena auf die Bühne gebaut und sie, leicht versetzt, über den hochgefahrenen Graben bis in den Zuschauerraum vorgezogen. Das kleine Orchester sitzt abseits links an der Wand, der Dirigent steht mit...
Die Menschen in Tschechows Theaterstücken, die, beobachtet man sie bei ihrem Tun, weit mehr Menschen sind als nur Figuren auf einem imaginären Schachbrett, leiden fast ausnahmslos an einer Diskrepanz. Es ist die (gänzlich undialektische) Diskrepanz zwischen dem, was sie sich wünschen und wollen, und dem, was sie daraus zu machen imstande sind. Das Leben, wenngleich...
Der Schwanenmord steht noch aus, erst recht der Gang durch Raum und Zeit zur Gralsburg oder Kundrys alles wendender Kuss. Es ist Gurnemanz, der für einen frühen Höhepunkt sorgt. «Ihm neigten sich in heilig ernster Nacht …», singt Georg Zeppenfeld, und man muss innerlich niederknien vor ihm. Dass dieser Bassist für seine Wortverständlichkeit gerühmt wird, passiert...