Wunder gibt es immer wieder

Julia Lwowski und das Musiktheaterkollektiv «Hauen und Stechen» illustrieren Tschaikowskys «Jungfrau von Orléans» in Saarbrücken mit politisch wie ironisch getünchtem Scharfsinn, Stefan Neubert lotet zumal die Härten der Partitur aus

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Gemeckert wird immer, überall. Auch im Theater. Da es aber keine Geißen und Böcke sind, die das Saarländische Staatstheater bevölkern, sondern altmodisch gekleidete Lämmlein (des Herrn?), verwandelt sich das Gemecker noch vor dem ersten Ton in gackerndes Geblöke. Durch die Türen schleicht die Prozession der (Statisten-)Tiere gen Bühne, von einer Live-Kamera, die auch die folgenden drei Stunden das Geschehen bildmächtig «dokumentiert», auf eine Leinwand übertragen, nicht ohne den einen oder die andere im Publikum persönlich zu begrüßen.

Ein amüsantes Entrée, das seinen Charme auch noch während der Dur-erfüllten, von Flötengezwitscher, mildtönenden Klarinetten und sehnsuchtsvoll singenden Streichern begleiteten «Morgenstimmung» beibehält. Kaum aber trübt elegisches, über unheilverkündendem Tremolo wohnendes Moll die Ouvertüre zu Tschaikowskys «Jungfrau von Orléans», verwandelt sich das Bild: Die Dämonen kommen, in Gestalt eines Wolfes, der die Schafe reißen will (dann aber von der alles andere als heiligen Johanna erdolcht wird). Da helfen auch der in Es-Dur getünchte Liebestriumph und die anschließende G-Dur-Pastorale wenig: Die Gefahr, sie lauert. Gewalt ist im Raum, und die Natur, ...

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Opernwelt Juni 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Jürgen Otten

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