Wie willig waren die Komponisten der Nazi-Ära?

Acht Fallstudien des kanadischen Sozialhistorikers Michael H. Kater

Opernwelt - Logo

Mit seinen beiden Überblicksdarstellungen zur Sozialgeschichte des Jazz und der klassischen Musik im Dritten Reich hat der kanadische Sozialhistoriker Mi­chael H.Kater – zumindest in Deutschland – gewaltig Staub aufgewirbelt. Nun schließt er seine Beschäftigung mit acht Fallstudien über Komponisten der Nazi-Zeit ab.

Dass es sich dabei nicht um «Komponisten im Nationalsozialismus» handelt, wie die Übersetzung verkündet, sondern um «Composers of the Nazi Era», deutsche Komponis­ten, die zur Zeit des Nationalsozialismus lebten und wirkten, zeigt bereits die Lis­te der behandelten Persönlichkeiten: Da finden sich Pfitzner, Strauss, Egk, Orff und Hartmann neben den Emigranten Hindemith, Weill und Schönberg. Gerade diese auf den ersten Blick überraschende «Allianz» macht die Lektüre anregend. Jeder einzelne Fall wird ohne Ansehen der Person und ihrer historischen oder musikalischen Bedeutung daraufhin abgeklopft, ob und wie die Komponisten sich mit dem Nazi-Regime arrangierten und wie sie sich nach 1945 herausredeten. Dabei gleicht Kater vor allem die öffentlichen mit den privaten Äußerungen der Komponisten und mit ihren Taten ab. Nicht jeder Mitläufer ist ein Nazi.
Als Grund, warum so ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2005
Rubrik: Magazin, Seite 28
von Boris Kehrmann

Vergriffen
Weitere Beiträge
Jugendbilder der Stars

Seit 2002 hat auch das Münchner Label Arts Music seine Archiv-Reihe, in der unveröffentlichte Schätze aus Rundfunkarchiven und zu Unrecht Vergessenes aus den Katalogen verschollener Firmen im Mid-Price-Segment zugänglich gemacht werden. Verwendet werden grundsätzlich nur Originalbänder. Nach 24Bit-Digitalisierung ergeben sie ein erstaunlich klares, transparentes...

Verdi: Aida

Alle Achtung! Alfred Kirchner geriert sich in seiner Freiburger «Aida» nicht selbstgefällig als «elder statesman» der Regie – er rollt vielmehr die Ärmel auf. Er beweist, sagen wir: soziokulturelle Kompetenz. Er sieht Verdis Oper, weit weg von Verona und jedwedem Kos­tüm­schutt, als verdächtig gegenwartsnahen Kampf der Kulturen. Er bindet einen gänzlich...

Belcanto im Stadttheater

Lucrezia hat keine Chance: Blutschande mit Vater und Brüdern, der Gifttod, den ihre Hand so gern und oft gereicht haben soll – sie ist gerichtet von zahllosen Geschichtsschreibern. Und wenn auch aus Historikersicht wohl an all dem nichts dran ist, so lebt das Ungeheuer Lucrezia Borgia doch fort in unseren Köpfen, kolportiert auch von Victor Hugos Schauspiel und...