West Bank Story

Provenzales «La Stellidaura vendicante» und Charpentiers «David et Jonathas» in Festival-Aufzeichnungen von 2012

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Was an Francesco Provenzales neapolitanischer Buffa «La Stellidaura vendicante» («Die sich rächende Stellidaura», 1674) fasziniert, ist neben der punktuell eleganten instrumentalen Umsetzung der nur skizzenhaft notierten Musik (Gesang und Bass in den Vokal-, dreistimmiger Satz ohne Instrumentationsangaben) durch die Academia Montis Regalis der Umstand, dass es ein Werk des Übergangs ist. Die langen Monologe sind im Stil Cavallis Satz für Satz als arios beschwingte Rezitative komponiert und durch Ritornelle verbunden.

Erstaunlicherweise werden dann aber die Anfangsteile am Ende refrainartig wiederholt, sodass eine ABA-Form entsteht. Später, wenn sich das Arioso vollkommen vom Text löst, entsteht daraus die Da-capo-Arie. In Alessandro de Marchis Live-Mitschnitt von den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik (siehe OW 11/2012, auch 12/1997) kann der historisch interessierte Hörer also ihrer Geburt beiwohnen. Bei Provenzale hört man deutlich, dass sie der Freude am neapolitanischen Volkslied entspringt.

Leider ist die Handlung des 160-Minüters vollkommen uninteressant. Zwei Männer balgen sich um die ­Titelheldin. Bald ist von nichts anderem als von Gift und Dolch die Rede. Nur glaubt ...

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Opernwelt September/Oktober 2013
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 48
von Boris Kehrmann

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