Wenn Blut zu Blüten wird
Dafür dass man die Zürcher Tonhalle nicht mehr in erster Linie als klassizistischen Musentempel erlebt, sondern als Sinnbild für frisches Musizieren, hat David Zinman mit seiner Quirligkeit gesorgt. Aber sein Kollege Muhai Tang setzt noch eins drauf: Als Chefdirigent des Zürcher Kammerorchesters setzt er in seiner ersten Saison bereits mit dem Mini-Festival «Meisterwerke der Weltkultur» einen ganz eigenen und eigenwilligen Akzent.
Joseph Haydns «L'isola disabitata» stellt er in direkten Kontrast zu der achtzig Jahre früher von Kong Shareng geschriebenen Kunqu-Oper «Tao Hua Shan»; seine Musiker lässt er dabei auf das Reiseensemble der Jiangsu Province Kunqu Opera treffen. Der Erfolg belegt, wie sehr Chinesisches mittlerweile auch im Zürcher Musikleben en vogue ist (und man dafür potente Sponsoren gewinnen kann). Andererseits zeigt das Kinderkonzert zum Abschluss, wie künstlerisch anregend und bereichernd es sein kann, wenn zwei recht unterschiedliche Ensembles gemeinsam auf der Bühne agieren.
Der Stolz der Kunqu-Oper mit ihrer nun sechshundertjährigen Aufführungstradition entfaltet sich vor dem verschnörkelten Orgelprospekt der Tonhalle ganz ohne zusätzliche Kulissen in ...
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