Vergangenheit, die nicht vergehen darf
Es sei barbarisch, nach Auschwitz noch Gedichte zu schreiben, dozierte einst Theodor W. Adorno. Westdeutsche Intellektuelle haben diesen Satz jahrzehntelang nachgeplappert. Glücklicherweise hielten sich Rose Ausländer, Paul Celan und Nelly Sachs nicht daran. Romanciers und Regisseure sind hingegen meist kläglich gescheitert, wenn sie sich dem Holocaust zuwandten; ihre Versuche endeten irgendwo zwischen Dämonisierung und Sentimentalisierung oder schlichtweg im kunstlosen Niemandsland der Pädagogik.
Kann Musik das Grauen in Töne bannen? Arnold Schönbergs «Ein Überlebender aus Warschau» dokumentiert durch banalen, unfreiwillig parodistischen Naturalismus nur Hilflosigkeit gegenüber einem unmöglichen Sujet, während es Dmitri Schostakowitsch in seiner 13. Sinfonie gelingt, den Massenmord in der ukrainischen Schlucht Babi Jar mittels einer quasi-religiösen Beschwörung zu vergegenwärtigen. Auch die Opernbühne setzte sich, wie es so unschön heißt, mit dem Stoff auseinander, wobei Sven-Erkki Tüürs «Wallenberg» (2001) einen repertoirefähigen Höhepunkt und Nicholas Maws «Sophie’s Choice» (2002) den peinlichen Tiefpunkt markiert. Der jüngste Versuch, Arturs Maskats’ «Valentina» (2014), war wie ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Ein Rest von Geheimnis muss bleiben. Fragen irren auch am dunkelhellen Ende mit dem seltsamen Sieg der Ariane über den Frauenpeiniger Blaubart weiter unbeantwortet in diesem märchenverschwommenen Raum umher. Wäre es anders, stammte die Textvorlage nicht von Maurice Maeterlinck – und die Musik nicht von Paul Dukas. Die Brille des nach psychologischer Plausibilität...
Das gibt es nicht einmal in der Hauptstadt: Die Berliner Philharmoniker an drei aufeinanderfolgenden Tagen mit drei Weltklasse-Dirigenten und drei verschiedenen Programmen. Insofern erst mal: Chapeau! Baden-Baden veranstaltete 2019 Osterfestpiele, die über den drögen Repräsentationszirkus, der gleichzeitig in Salzburg stattfand, weit hinausreichten. Dass die...
alpha
23.06. – 20.15 Uhr
Offenbach: «Les contes d’Hoffmann»
Bayerische Staatsoper (2014)
ML: Carydis, I: Jones, S: Damrau, Villazón, Conners, Relyea, Brower, von der Damerau, Reß, Power, Stephinger
arte
02.06. – 17.40 Uhr
Werke von Monteverdi, Malvezzi, Gagliano, Caccini
Aus dem Spiegelsaal von Schloss Versailles
ML: Pichon, S: Desandre, Zaïcik, Richardot, Gonzalez...