Weckruf aus Lissabon
Im Mai erlebte Lissabon ein längst überfälliges Revival: «Lindane e Dalmiro», eine tragikomische Oper von João Cordeiro da Silva, uraufgeführt 1789 zum Geburtstag von Königin Maria I. Für die Kammerproduktion hatte die Nationaloper trotz schmalen Budgets exzellente Sänger engagiert. Stück wie Komponist sind heute fast ganz in Vergessenheit greaten, doch an diesem Abend erwachten Fantasie, Geist und Humor der klug gebauten Partitur zum Leben – und das hohe Ansehen, das Cordeiro da Silva einst am portugiesischen Königshof genoss, ließ sich bestens nachvollziehen.
Viel wissen wir nicht über den 1735 geborenen Komponisten. Er studierte vermutlich nicht nur in Portugal, sondern auch in Neapel; ab 1756 taucht er in den Lissaboner Annalen als Profimusiker auf. 1763 wurde er Organist und Komponist der königlichen Kapelle, im Folgejahr schrieb er eine erste komische Oper. Dann allerdings hinderte ihn die Begeisterung Pedros III. für Niccolò Jommelli an der weiteren Entfaltung: Ab 1767 bestand da Silvas Aufgabe hauptsächlich darin, auf die Bühne zu bringen, was der italienische Komponist dem portugiesischen König zukommen ließ.
Erst als sieben Jahre später Jommellis Tod eine Lücke riss – ...
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Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Magazin, Seite 71
von Manuel Pedro Ferreira
Die Klassiker sind einfach nicht wegzudenken aus dem Repertoire. Das gilt auch für Rossinis exakt 200 Jahre alten «Barbier von Sevilla», der selbst angesichts einer Schwemme von Ausgrabungen, die inzwischen noch das obskurste Werk des italienischen Komponisten aus der Versenkung gespült hat, immer seine beliebteste Oper sein dürfte. Und bei einer schlagenden...
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Schon merkwürdig, wie routiniert, beinahe ungerührt die Musiker des Wuppertaler Sinfonieorchesters Lulu exekutieren. Der berstende Akkord, mit dem Berg ihr grausames Ende markiert, das zu einem schreienden Memento geschichtete Vertikalbild der Zwölftonreihe, die seiner Wedekind-Oper zugrunde liegt, kommt so verhalten, so beiläufig, als sei nichts passiert....