Foto: Wilfried Hösl

Puppenspiel

Weber: Oberon
München | Opernfestspiele

Gut möglich, dass all die Bearbeiter, Neu(ver)fasser, Zurechtstutzer, Simplifizierer ein Problem haben: Ihre Arbeit erzählt vielleicht mehr über sie selbst als über dieses Stück. Als ob man es Carl Maria von Weber übel nahm, dass er nach der «Euryanthe» mit dem «Oberon» einen Rücksturz in angeblich einfacher gestrickte Singspielzeiten erlitten habe.

Die offene Form, das Tänzeln zwischen den Genres, die manchmal verknappte Ariensprache – was im Uraufführungsland Großbritannien seit der Masque eines Henry Purcell musiktheatraler Normalfall war, verursacht auf dem Kontinent regelmäßig Dramaturgenkrämpfe.

Auch die zweite Premiere der Münchner Opernfestspiele nimmt das 1826 in London herausgekommene Werk mit seinen Wucherungen nicht ganz so, wie es ist, aber immerhin in Teilen beim Wort. Regisseur Nikolaus Habjan riskiert damit seinen ersten Ausflug in die Oper. Der 30-jährige Grazer ist nicht nur in Österreich ein gerade sehr angesagter Theaterliebling. Mit seinen Klappmaulpuppen hat Habjan, der noch als Kunstpfeifer aktiv ist, in «Faust», «Nathan der Weise» oder «Der Herr Karl» das Publikum mit Bizarrerien zwischen Poesie und Schwarzhumor begeistert.

Auch im «Oberon» sind seine ...

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Opernwelt September/Oktober 2017
Rubrik: Panorama, Seite 69
von Markus Thiel

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